Das Justizgebäude in Aschaffenburg ist ein gelungenes Beispiel für die Zeit des Wiederaufbaus. Entworfen vom Regierungsbaumeister Eberhard Eiser, wurde es zwischen 1957 und 1960 errichtet. Ein massiger Verwaltungstrakt trifft hier funktional klar gegliedert auf einen niedrigeren Flügel mit Sitzungssälen. Wie lässt sich ein solches Ensemble, das seit 2012 zudem unter Denkmalschutz steht, erweitern, ohne die ursprüngliche Komposition aus dem Gleichgewicht zu bringen? Dieser Herausforderung hat sich die Fthenakis Ropee Architektenkooperative (München) im Rahmen einer Generalsanierung gestellt.
Beginnen wir zunächst mit dem Bestand. Der wurde von den Architekt*innen außen wie innen mit viel Liebe zum Detail erhalten und hergerichtet. Es spricht für sich, dass einige der Anpassungen an die heutigen Bedürfnisse auf den ersten Blick nur im Plan erkennbar sind. Das gilt beispielsweise für die gläserne Einhausung des einst offenen Treppenhauses mit Blick auf die Erfordernisse des Brandschutzes. Ähnliche, wenn vielleicht auch filigranere Lösungen findet man schon bei anderen Bauten gleicher Entstehungszeit. Entscheidend in funktionaler Hinsicht war außerdem die Ergänzung eines zweiten Treppenhauses mit Aufzug anstelle der früheren Hausmeisterwohnung. Jenes ist mit seinem geneigten, am Nachbarhaus orientierten Dach als deutliche Zäsur ausgelegt.
Hinsichtlich der zu ergänzenden Sitzungssäle war klar, dass der Bestand kompakt aufgestockt werden sollte. Gegen eine stärker untergeordnete Lösung entschieden sich Fthenakis Ropee angesichts der Fortschreibung des Programms, die eine formale Hierarchisierung wenig logisch erscheinen hätte lassen. Nur an einigen Stellen weicht der Aufbau präzise zurück. So beispielsweise, um den Verschneidungspunkt der beiden Bestandsbaukörper erkennbar zu belassen.
Ausgeführt ist die neue Etage als Stahlskelettkonstruktion mit Stahlbeton-Verbunddecken und einer Leichtbaufassade. Letztere zeigt sich in Rhythmus und Materialität eigenständig, aber hinsichtlich Farbigkeit und einiger Details auch im Dialog mit dem Bestand. So wirkt das Rillenprofil der Aluminiumbleche wie ein Widerhall des Attikareliefs. Im Inneren arbeiten die Architekt*innen wiederum mit ähnlichen Materialien wie schon Eiser in den 1950ern. Formal setzen sie mit den eingestellten ovalen Beratungszimmern der Richter*innen aber auch hier eigene Akzente.
Mit der Eröffnung der Aufstockung wurde der erste Bauabschnitt der Generalsanierung fertiggestellt. Im Rahmen des DAM Preises war das Projekt für die Shortlist nominiert. Die Arbeiten am Verwaltungstrakt sind derzeit noch im Gange. (sb)
Fotos: Alexander Fthenakis
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arcseyler | 24.02.2023 14:12 Uhr.........
gleich östlich von Frankfurt beginnt die fränkische Moderne. Ehrlich bemüht, unaufgeregt, fast bieder, wie aus dem Lehrbuch. Und sie wird geschätzt und gepflegt.