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16.12.2014

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Seiteneingang statt Portikus

Justizgebäude in Montmorency bei Paris


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Wenn man bei der Google-Bildersuche den Begriff Gerichtsgebäude eingibt, bekommt man als Ergebnis große, herrschaftliche Häuser zu sehen. Bei diesen liegt das Augenmerk in der Regel auf dem klassischen Portikus, hinter dem sich das Gebäude symmetrisch aufbaut. Genau das wollten die aus Straßburg stammenden Architekten Dominique Coulon et associés bei ihrem Bau in Montmorency vermeiden. Sie schufen in dem nördlichen Vorort von Paris ein Justizgebäude für das dortige Land- und Arbeitsgericht, das sich problemlos in das Stadtbild einfügt.

Ihr Grundgedanke war ein Gebäude, das die Rechtsprechung zugänglicher macht und nicht von oben herab auf das gemeine Volk schaut. Sie wählten für die Fassade verschiedene Arten von Ziegel und Holz, die ein zeitloses, elegantes Bild abgeben und sich ihrer Umgebung anpassen. Wie erwähnt, gibt es hier kein imposantes Eingangsportal – man betritt das Gebäude durch einen eher versteckten Seiteneingang. Durch diesen gelangt man dann aber in eine sich über drei Geschosse ziehende Halle, in die durch eine schmale, hochgelegene Öffnung Licht einfällt.

Im Erdgeschoss befinden sich des weiteren die zwei Gerichtssäle und ein Innenhof, der als Garten angelegt ist und beide Räume mit Tageslicht versorgt. Man kann das Gebäude auch über einen Zweiteingang auf der Westseite betreten. Durch einen schmalen Gang gelangt man von dort direkt in die Gerichtssäle, an beide sind jeweils ein Anhörungs- und ein Beratungsraum gekoppelt. Ein Sichtschutz aus weißen Ziegelsteinen vor den südlichen Fenstern verhindert einen direkten Einblick der Passanten.

Im ersten Obergeschoss sind erst die Büroräume des Landgerichtes untergebracht, im zweiten Stock dann die des Arbeitsgerichtes, dort liegt außerdem das Archiv und eine kleine Bibliothek. Der dritte Stock besteht aus einem Aufbau, in dem sich zum einen die Technik und zum anderen einen Luftraum befindet, durch den das Sonnenlicht in die darunterliegenden Räume fällt. Für die Mitarbeiter gibt es die Möglichkeit, sich dort oben auf einer schmalen Dachterrasse aufzuhalten.

Im Gesamten haben die Architekten einen Ort geschaffen, der schlicht erscheint, aber durch Lichtführung und Materialwahl diverse Stimmungen von beruhigend über neutral bis feierlich entstehen lässt. Ob die Urteile in diesem Gebäude wohl anders ausfallen werden? (kh)

Fotos: Patrick Miara, David Romero-Udeza (Dominique Coulon et associés)


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