Die Staumauer des Albignasees im Kanton Graubünden gehört mit ihrer weithin sichtbaren Monumentalität zu den interessantesten Wasserbauwerken der Schweiz. Seit ihrem Bau 1955 wird das zugehörige Kraftwerk mittels einer werkseigenen Seilbahn versorgt, die auch der Öffentlichkeit zugänglich ist. Inzwischen ist die betriebsnotwendige Seilbahn allerdings marode, und ihre Stationen müssen bis 2016 ersetzt werden.
Den entsprechenden Wettbewerb gewann das junge Büro Alder Clavuot Nunzi Architekten mit Sitzen in Rüschlikon bei Zürich und Soglio, einem Dorf in der Nähe des Sees. Ihr Entwurf für die Talstation sieht ein einfaches Volumen von utilitaristisch-reduzierter Materialität vor, das allein durch die seitlich ausgestellte Wellblechhülle wie ein kantiges Felstrumm wirkt. In dieser moderaten Archaik sehen die Architekten „eine mit der Staumauer verwandte Selbstverständlichkeit, die das Kraftwerk im Tal repräsentieren soll“.
Das Ausstellen der Fassade ist jedoch nicht nur eine Geste, sondern löst zugleich auch zentrale funktionale Fragen, was dem Büro letztlich den Wettbewerbsgewinn einbrachte. Die Jury spricht von der „Einfachheit und Genialität“, durch die der Zugang für Besucher und die Anlieferung des Kraftwerks entflochten werden können. Auch im Inneren nehmen die Architekten Bezug auf die Staumauer, indem sie mit der vertikalen Orientierung der öffentlichen Bereiche Bezug auf die fast schon sakralen Hohlräume des Betonbaus nehmen.
Einziger Wermutstropfen des Neubaus ist, dass so ein Werk des Architekten Bruno Giacometti verloren geht, der einst mit dem Bau des Schweizer Pavillons in Venedig bekannt wurde. Aufgrund der präzisen technischen Vorgaben eines Seilbahn-Baus wäre eine andere Lösung allerdings nicht möglich gewesen. Schade ist es trotzdem, auch wenn der Entwurf von Alder Clavuot Nunzi einen würdigen Ersatz verspricht.
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