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05.08.2020
Zwei Baugruppen für die Kurfürstenstraße
June14 und Bolles+Wilson bauen in Berlin-Schöneberg
Wenige Gebiete in Berlin machen momentan eine radikalere Veränderung durch als die Kurfürstenstraße in Schöneberg. Unter anderem sind dort zwei Baugruppenhäuser von June14 und Bolles+Wilson im Bau. Florian Heilmeyer hat sich die Projekte angesehen.
Bereits seit gut zehn Jahren breitet sich die Berliner Kunst- und Galerienszene rund um die Potsdamer Straße aus. Im gleichen Zeitraum hat sich auch die Kurfürstenstraße zwischen Lützowplatz und Park am Gleisdreieck stark verändert, die bislang vor allem dafür bekannt ist, dass sich hier der letzte offene, innerstädtische Straßenstrich der Hauptstadt befindet.
Schon 2014 war die neue Kantine der französischsprachigen Ecole Voltaire (von Martin Schmitt Architekten) neben dem Café Einstein fertig, 2017 folgte das weiße Eckhaus von Klaus Theo Brenner neben der Apostelkirche. Jetzt ist an der Ecke Genthiner und Kurfürstenstraße – auf dem gewaltigen ehemaligen Parkplatz eines Möbelhauses – ein Projekt mit 180 Wohnungen und Geschäften fast fertig (Entwurf von Tchoban Voss), während schräg gegenüber zwei interessante Baugruppenprojekte mit insgesamt 32 Wohnungen im Entstehen sind.
Die beiden Baugruppenprojekte sind eine gemeinsame Initiative der Architekturbüros June-14 Meyer-Grohbrügge & Chermayeff (Berlin) und Bolles+Wilson (Münster). Sie konnten 2012 gemeinsam ein gut 1.300 Quadratmeter großes Eckgrundstück erwerben und teilten es in zwei Parzellen, auf denen jedes Büro eine eigene Baugruppe initiierte. Das Gebäude von Bolles+Wilson entsteht in der Frobenstraße 1. Es umfasst zwei Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss und elf Wohnungen auf knapp 2.000 Quadratmetern BGF. Die Putzfassade zeigt sich zur Straße anthrazitgrau, zum Hof in hellem Pink. Schon im Oktober soll der Einzug beginnen.
Nicht ganz so schnell geht es bei der benachbarten Baugruppe von June14, allerdings erscheint deren Entwurf auch deutlich unkonventioneller. Das Haus setzt sich aus sechs ineinander geschobenen Türmen zusammen, die aus den Fluchtlinien ihrer beiden Nachbarn – Bolles+Wilson in der Frobenstraße sowie ein neo-klassizistischer Monumentalbau Ludwig Hoffmanns aus dem Jahr 1914 in der Kurfürstenstraße – ausbrechen und statt einer Ecke eine sanfte Kurve beschreiben. In den Schnittflächen der Türme überlappen die Innenräume, so dass jede der 21 Wohnungen einen individuellen Grundriss zwischen 64 und 142 Quadratmetern aufweist. „Jedes Apartment verfügt über einen sehr hohen und mehrere niedrigere Räume“, schreiben die Architekt*innen: „Einige Wohnungen sind über gemeinsam genutzte Räume verbunden, aber diese Möglichkeit zur Gemeinschaft wird von der Architektur nur angeboten, nicht erzwungen.“ Die Flexibilität der komplexen Struktur ermögliche es, benachbarte Wohnungen auch zu einem späteren Zeitpunkt noch horizontal oder vertikal miteinander zu verbinden.
Die Fassade ist eine Pfosten-Riegel-Konstruktion mit hinterlüfteter Blechverkleidung und einer Sonnenschutzverglasung, die teilweise mit zusätzlichen Markisen ausgestattet wird. Die Hülle des Hauses erfüllt die Schallschutzanfordernungen von 43 Dezibel, hinter dem Haus entsteht ein nach Süden offener Gemeinschaftsgarten. Auch die Dachterrassen sollen einer gemeinsamen Nutzung offen stehen. Im Erdgeschoss sind drei Gewerbeeinheiten vorgesehen. Die BGF liegt bei knapp 3.700 Quadratmetern, die Kosten belaufen sich laut Architekt*innen auf 8,67 Millionen Euro für die Kostengruppe 300 und weiteren 1,3 Millionen Euro für die Kostengruppe 400. Die Ausführungsplanung und Realisierung hat das Berliner Architektur- und Ingenieurbüro Schäferwenninger übernommen. Für Ende 2021 ist der Bezug des Hauses angepeilt.
Fotos: Oliver Helbig
Bereits seit gut zehn Jahren breitet sich die Berliner Kunst- und Galerienszene rund um die Potsdamer Straße aus. Im gleichen Zeitraum hat sich auch die Kurfürstenstraße zwischen Lützowplatz und Park am Gleisdreieck stark verändert, die bislang vor allem dafür bekannt ist, dass sich hier der letzte offene, innerstädtische Straßenstrich der Hauptstadt befindet.
Schon 2014 war die neue Kantine der französischsprachigen Ecole Voltaire (von Martin Schmitt Architekten) neben dem Café Einstein fertig, 2017 folgte das weiße Eckhaus von Klaus Theo Brenner neben der Apostelkirche. Jetzt ist an der Ecke Genthiner und Kurfürstenstraße – auf dem gewaltigen ehemaligen Parkplatz eines Möbelhauses – ein Projekt mit 180 Wohnungen und Geschäften fast fertig (Entwurf von Tchoban Voss), während schräg gegenüber zwei interessante Baugruppenprojekte mit insgesamt 32 Wohnungen im Entstehen sind.
Die beiden Baugruppenprojekte sind eine gemeinsame Initiative der Architekturbüros June-14 Meyer-Grohbrügge & Chermayeff (Berlin) und Bolles+Wilson (Münster). Sie konnten 2012 gemeinsam ein gut 1.300 Quadratmeter großes Eckgrundstück erwerben und teilten es in zwei Parzellen, auf denen jedes Büro eine eigene Baugruppe initiierte. Das Gebäude von Bolles+Wilson entsteht in der Frobenstraße 1. Es umfasst zwei Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss und elf Wohnungen auf knapp 2.000 Quadratmetern BGF. Die Putzfassade zeigt sich zur Straße anthrazitgrau, zum Hof in hellem Pink. Schon im Oktober soll der Einzug beginnen.
Nicht ganz so schnell geht es bei der benachbarten Baugruppe von June14, allerdings erscheint deren Entwurf auch deutlich unkonventioneller. Das Haus setzt sich aus sechs ineinander geschobenen Türmen zusammen, die aus den Fluchtlinien ihrer beiden Nachbarn – Bolles+Wilson in der Frobenstraße sowie ein neo-klassizistischer Monumentalbau Ludwig Hoffmanns aus dem Jahr 1914 in der Kurfürstenstraße – ausbrechen und statt einer Ecke eine sanfte Kurve beschreiben. In den Schnittflächen der Türme überlappen die Innenräume, so dass jede der 21 Wohnungen einen individuellen Grundriss zwischen 64 und 142 Quadratmetern aufweist. „Jedes Apartment verfügt über einen sehr hohen und mehrere niedrigere Räume“, schreiben die Architekt*innen: „Einige Wohnungen sind über gemeinsam genutzte Räume verbunden, aber diese Möglichkeit zur Gemeinschaft wird von der Architektur nur angeboten, nicht erzwungen.“ Die Flexibilität der komplexen Struktur ermögliche es, benachbarte Wohnungen auch zu einem späteren Zeitpunkt noch horizontal oder vertikal miteinander zu verbinden.
Die Fassade ist eine Pfosten-Riegel-Konstruktion mit hinterlüfteter Blechverkleidung und einer Sonnenschutzverglasung, die teilweise mit zusätzlichen Markisen ausgestattet wird. Die Hülle des Hauses erfüllt die Schallschutzanfordernungen von 43 Dezibel, hinter dem Haus entsteht ein nach Süden offener Gemeinschaftsgarten. Auch die Dachterrassen sollen einer gemeinsamen Nutzung offen stehen. Im Erdgeschoss sind drei Gewerbeeinheiten vorgesehen. Die BGF liegt bei knapp 3.700 Quadratmetern, die Kosten belaufen sich laut Architekt*innen auf 8,67 Millionen Euro für die Kostengruppe 300 und weiteren 1,3 Millionen Euro für die Kostengruppe 400. Die Ausführungsplanung und Realisierung hat das Berliner Architektur- und Ingenieurbüro Schäferwenninger übernommen. Für Ende 2021 ist der Bezug des Hauses angepeilt.
Fotos: Oliver Helbig
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Das Eckgrundstück, rechts die Kurfürsten -, vorne die Frobenstraße
Modell des Entwurfs von June14
Ansicht des Gebäudes von June14 von der Kurfürstenstraße, rechts der Altbau von Ludwig Hoffmann
Skizze des Baugruppenhauses von Bolles+Wilson in der Frobenstraße
Bildergalerie ansehen: 30 Bilder