Unsere britischen Kollegen von bdonline machen uns heute auf ein kürzlich fertig gestelltes Kleinod in London aufmerksam: Das New Horizon Youth Centre nach dem Entwurf von Adam Khan (London) ist das erste eigene Projekt des jungen Architekten, der zuvor bei Caruso St. John (London) gearbeitet hatte.
Die Wohlfahrtsorganisation New Horizon widmet sich seit langem der Betreuung von obdachlosen jungen Menschen zwischen 16 und 21 Jahren. Ihre Einrichtung in der Ossulston Street in Nord-London sollte dafür umgebaut werden. Auf Grund der Nähe zu den Bahnhöfen Euston, St. Pancras und King's Cross gibt es hier zahlreiche Obdachlose. Im Jahr 2007 wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, der die Umgestaltung und Erweiterung des Komplexes unter anderem mit einem Musik- und Aufführungsraum vorsah. Adam Khan konnte sich hier mit seinem ungewöhnlichen Entwurf durchsetzen.
Der von New Horizon genutzte Teil des Komplexes besteht aus dem Erdgeschoss eines sechsgeschossigen Hauses und zwei kleineren Pavillons. Da die finanziellen Mittel begrenzt waren, plädierte der Architekt dafür, lediglich einen der beiden Pavillons umzugestalten, diesen dafür aber gründlich. Den Eingangsbereich des Haupthauses gestaltete er zu einem Garten um, der mit einer umlaufenden Betonbank und Obststräuchern eingefriedet wurde. Nach dem Passieren einer Sicherheitssperre gelangt man nun in einen rund 20 Meter langen Raum, dessen Herz ein langer Eichenholztisch und ein Betontresen zum Servieren der Speisen bildet. Von hier aus gelangt man in die kleineren Räume für Rückzug oder Beratung der jungen Erwachsenen. Schlafräume gibt es in dem Zentrum allerdings nicht, dafür die Möglichkeit, persönliche Dinge aufzubewahren.
Wichtigstes Element des Bauvorhabens ist jedoch die Neugestaltung des Pavillons zum Performance-Raum: Khan schuf dafür über einem eingeschossigen „Sockel“ ein großes Volumen, das durch ein ungewöhnlich überhöhtes Dach geprägt ist. Die Eindeckung mit Kupfer machte dabei eine Behandlung der Dachhaut als kontinuierliche Oberfläche möglich. Zwei kleine und ein großes Fenster ragen aus diesem Volumen heraus, wobei das große in einem von Bühnentechnik fast vollständig befreiten Innenraum die einzige „Ablenkung“ von der jeweils gezeigten mimischen oder musikalischen Darbietung darstellt. Die horizontal geschichtete Holzverkleidung gibt dem zeltartigen, fünf Meter hohen Raum zudem eine wohnliche Atmosphäre.
Bildnachweis: Iona Marinescu (1), David Grandorge (2-5),
Zum Thema:
Ausführliche Würdigung des Projekts (in englischer Sprache) unter
www.bdonline.co.uk
Mehr Infos zu Dachdeckungen aus Metall gibt es im Baunetz Wissen Geneigtes Dach
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S.Rich | 12.04.2010 14:34 UhrWunderbar
Großartig!
Ein erfrischender Entwurf jenseits von der gängigen Schachtelarchitektur.