Es ist einiges los im Stuttgarter Westen, und das nicht nur in der zentrumsnahen, von schicken Gründerzeithäusern geprägten Wohngegend, sondern auch in den Randgebieten zwischen Baumarkt, Aldi und Autohändler. Hier haben asp Architekten bereits 2021 einen Betriebshof für die Abfallwirtschaft Stuttgart fertiggestellt, der sich durchaus sehen lassen kann. Nur einen Block weiter realisierte das ortsansässige Büro nun erneut einen auffälligen Bau: eine Jugendverkehrsschule. Die neue Anlage ersetzt die Einrichtung am zentral gelegenen Diakonissenplatz, die 1953 gegründet wurde und als die erste Jugendverkehrsschule Deutschlands gilt. Nach ihrem Umzug in den Stuttgarter Westen soll hier ein öffentlicher Park entstehen.
Der eingeschossige Neubau mit einer Nettofläche von rund 500 Quadratmetern greift das Thema der Bewegung im Verkehrsfluss auf: Neben einem mehrfach gefalteten Dach erzeugt auch die um 45 Grad geneigte Fassadenschalung ein bewegtes Bild. Ergänzt wird dies von einem großen, torartigem Durchgangsbereich und den signalrot markierten Zugang zum Fahrradraum. Auf dem insgesamt rund 5.000 Quadratmeter großen Grundstück, für dessen Außenraumgestaltung gessweinlandschaftsarchitekten aus Schorndorf verantwortlich zeichnen, wechseln sich verschiedene Untergründe wie Kies, Sand und Kopfsteinpflaster ab. Sogar ein Stück Schiene wurde verbaut.
Das Gebäude ist grob in vier Zonen untergliedert: Schulungsraum, Büro- und Personalbereich, Werkstatt- und Lagerbereich sowie Zufahrt, Durch- und Eingangsbereich. Konstruktiv handelt es sich um einen Holzbau auf einer Stahlbetonplatte. Auch im Inneren fiel die Wahl auf Holz. Zur Verbesserung der Akustik wurde die Verkleidung aus Fichte mit einem Lochmuster versehen, das teilweise als Halterung für Holzstifte dient, die die Kinder selbst umstecken und als Garderobenhaken nutzen können. Einbauten und Möblierungen in leuchtendem Rot setzen auch hier Akzente als Kontrast zur reduzierten Materialität.
Dass die Stadt Stuttgart selbst in Gewerbegebieten einen recht hohen gestalterischen Anspruch hat, beweist ein weiterer Betriebshof, den asp im Bezirk Bad Cannstatt planten. Ein Blick auf die Kosten des neuesten Projekts bestärkt diesen Eindruck: Rund 4,6 Millionen hat die Jugendverkehrsschule gekostet, laut Angaben des Technischen Referats Stuttgart mehr als das Zweieinhalbfache der 2013 veranschlagten Ausgaben. (dsm)
Fotos: Achim Birnbaum, Zooey Braun
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