Seit einigen Tagen ist lautes Kinderlachen an der Breslaustraße im oberschwäbischen Biberach an der Riß zu hören. Es kommt aus einem Bau, der durch eigenwillige Architektur und eine graue Betonfassade auffällt: das neue Jugendhaus. Nach nur einem Jahr Bauzeit wurde der Neubau von Christine Reck Architekten (Biberach an der Riß) und des Generalunternehmers i+R Industrie- und Gewerbebau (Lauterach) an die Kinder und Jugendlichen übergeben.
Dabei verlief der Weg zum Jugendzentrum nicht unbedingt geradlinig: Zwanzig Jahre Planung gingen dem Bau voraus. Funktion, Gestaltung und natürlich die Kosten waren lange Zeit Diskussionsthema. Christine Reck Architekten hatten 2013 in einem Mehrfachbeauftragungsverfahren überzeugt und 2015 erhielt i+R schließlich den Zuschlag bei der Ausschreibung. Im März 2016 fiel der Startschuss für den 3,8-Millionen-Euro-Bau.
Die Inspiration für den Entwurf kam aber nicht nur von den Profis, sondern auch von den kleinen Experten – den Kindern und Jugendlichen. 800 junge Biberacher beteiligten sich an der Ideenfindung, sowohl analog als auch digital über eine eigens eingerichtete Facebook-Gruppe.
Das Ergebnis: Ein massiver Betonbau, dessen schneckenförmiger Außenaufgang auf das Dach führt. Begrünt mit 300 Quadratmetern Rasen dient es gleichzeitig als Terrasse, Bolzplatz und Liegewiese. An höchster Stelle lädt eine sogenannte Fleezhöhle zum Verweilen ein. Rampe, Höhle und Dach sind aus Thermokiefer gefertigt.
Herzstück des Hauses bildet der 4,5 Meter hohe und 12 Meter freigespannte Multifunktionsraum im Erdgeschoss, der als Ganzes oder dreigeteilt genutzt werden kann. Mit der Multimediaanlage ist eine separate Beschallung möglich, die die Jugendlichen per Smartphone selbst steuern. Im schalldichten Haus können Events parallel ungestört ablaufen. Werkstatt, Theke, Foyer, Lagerraum und Büroräume komplettieren den dreigeschossigen, barrierefreien Bau.
Beheizt werden die 730 Quadratmeter Nutzfläche mit Fernwärme. Die Konstruktion aus 1.000 Kubikmetern Beton und 95 Tonnen Stahl ist dabei energieeffizienter als derzeitige Passivhäuser. Übrigens: Die großflächige Betonfassade ist inzwischen kaum noch zu erkennen – Graffitikünstler aus der Region haben der Fassade, wie geplant, einen bunten Anstrich verliehen. (kat)
Fotos: Simon Gallus, Beat Schiltknecht
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Sonja | 01.06.2017 18:22 UhrGraffiti
Schönes Projekt. Bin neugierig, wie die Betonwände mit den "geplanten" Graffitis aussehen.