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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Jugend-_und_Gemeindezentrum_von_Norte_Sur_in_Costa_Rica_5464704.html

06.08.2018

Verführung durch Bewegung

Jugend- und Gemeindezentrum von Norte Sur in Costa Rica


Institutionelles Bauen unter erschwerten Bedingungen: Um potenziell gefährdete, junge Menschen nicht in eine Gewaltspirale abrutschen zu lassen, entstehen auf Costa Rica seit einigen Jahren sogenannte Centros Cívicos por la Paz, also Gemeindezentren für den Frieden. Das Problem ist nur, dass gerade die Zielgruppe dieser Bemühungen besonderes Misstrauen gegenüber staatlichen Einrichtungen hegt. Bei ihrem kürzlich fertiggestellten Zentrum in Cartago wollten Norte Sur Arquitectos (San José) deshalb die Architektur nutzen, um Berührungsängste abzubauen.

Das Gebäude liegt im Zentrum der Stadt, die wenige Kilometer von der Hauptstadt San José im geografischen Mittelpunkt Costa Ricas liegt. Geboten wird eine für Zentren dieser Art typische Mischung aus Bildungs-, Kultur- und Vorsorgeeinrichtung. Die Angebote richten sich dabei zwar primär, aber nicht ausschließlich an Jugendliche: Auch der Rest der Gemeinde ist willkommen. Seminar- und Computerräume stehen zur Verfügung, ebenso wie Ateliers und Theaterstudios, Basketballplätze oder ein Skatepark. Im benachbarten Gebäude ist außerdem eine Bibliothek untergebracht, die über einen Verbindungstrakt direkt zu erreichen ist.

Das erklärte Ziel der Architekten, die Jugendlichen gewissermaßen zur Nutzung der Einrichtung zu verführen, soll unter anderem dadurch erreicht werden, dass das Zentrum weniger als freistehendes Objekt denn als verbindendes Element konzipiert ist. Das Gebäude nimmt dafür alltägliche Wege der Gemeinde auf, um sie über die Dachlandschaft des Volumens hinweg zu führen. Ein offener Innenhof lässt dabei wie beiläufig das Innenleben des Zentrums erfahrbar werden.

Die Materialisierung des Gebäudes folgt ebenfalls der Idee einer sich unterordnenden Infrastruktur. Vor allem Beton fand Verwendung, der allerdings durch perforierte, goldgelbe Paneele und die bunten Stäbe der Dachbegrenzung aufgelockert wird. Breite Rampen und Treppen betonen außerdem das Bewegungsmotiv der Architektur. Es braucht also keine Überwindung, um das Gebäude zu betreten. Früher oder später passiert dies wahrscheinlich von ganz allein, auch wenn man zunächst vermutlich nur zum Skaten kommt. (sb)

Fotos: Fernando Alda


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