Seit 2007 ist das Jüdische Familien- und Kulturzentrum Chabad Berlin im Berliner Bezirk Wilmersdorf angesiedelt. Im Auftrag der Gemeinde Chabad-Lubawitsch e.V. entstand nun auf dem angrenzenden Grundstück ein neuer Ort für Bildung, Kultur und Sport. Die Pläne stammen vom Berliner Büro Tchoban Voss Architekten. „Pears Jüdischer Campus“ ist nach dem Hauptsponsor, der britischen Pears Foundation, benannt. Nach Pandemie-bedingten Verzögerungen wurde er 2023 eröffnet.
Der siebengeschossige, freistehende Baukörper mit einer in verschiedenen Blautönen von himmelblau bis nachtblau-violett changierenden Klinkerfassade ist umgeben von Grün- und Freiflächen des weitläufigen Grundstücks mit Schulgarten, Spiel- und Sportplätzen.
Auf rund 7.000 Quadratmetern Fläche bietet er Raum für Kinder, Jugendliche und Erwachsene: Für 450 Kinder entstand eine Einheitsschule mit Kinderkrippe, Kita, Grundschule und weiterführender Schule bis zum Abitur, Klassen- und Fachräumen. Eine zweigeschossige, mit Eichenholz getäfelte Sport- und Mehrzweckhalle im 3. Obergeschoss kann auch für religiöse Feste der jüdischen Gemeinde, Seminare und Konferenzen genutzt werden. Im 5. Obergeschoss befindet sich ein Auditorium mit aufsteigenden Sitzreihen für Filmvorführungen oder Vorträge. Das Gebäude besitzt außerdem eine Bibliothek, eine Cafeteria, eine koschere Küche mit Speisesaal und eine Dachterrasse.
Hinter dem Haupteingang öffnet sich eine zweigeschossige Halle mit verspiegelter Decke und einer Lichtinstallation der Berliner Künstlerin Anna Nezhnaya: Zwei kabbalistische Lebensbäume - Eiche und Olivenbaum - stehen für die beiden Länder Deutschland und Israel. Die straßenseitige Betonmauer wurde von dem Berliner Street-Artist Tobias Friesike gestaltet.
Die geschwungen-amorphe Gebäudeform kontrastiert einerseits mit dem neoklassizistischen Bestandsbau auf dem vorderen Grundstücksteil, zugleich werden Bezüge zu dessen Interieur hergestellt. So greift der Neubau Motive der Innenräumvertäfelung der Synagoge und des blau-weiß verglasten Eingangsportals zum jüdischen Kulturzentrum auf. In der jüdischen Tradition sind mit der Farbe Blau die Motive der Unendlichkeit des Himmels, der Tiefe des Ozeans und göttlicher Offenbarung verknüpft. Die Farbe Himmelblau findet sich unter anderem auch im Jüdischen Kulturzentrum von OMA in Los Angeles. (uav)
Fotos: Roland Halbe
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Weitere Projekte hat die Redaktion zum Europäischen Tag der jüdischen Kultur zusammengestellt.
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peter | 05.12.2023 00:34 Uhrgesamteindruck
wie leider oft bei tchoban voss kommt das gebäude kaum über einen "investorigen" gesamteindruck hinaus. was im grundriss inspiriert anfängt, bleibt in ansicht und schnitt banal. fassadenmaterial und turnhallen-innenausbau gehen zwar über den standard hinaus, aber schaffen es trotz aller guten absichten leider nicht, das haus zu etwas besonderem zu machen.