Es ist ein Haus voller Leben und Tragik: In Leipzig wird heute das jüdische Begegnungszentrum eröffnet. Bereits 2001 hatten die Leipziger Architekten Weis und Volkmann den Wettbewerb für den Umbau eines Altenheimes zu einem Israelitischen Zentrum gewonnen. Nach zweijähriger Planungsphase sollten 2003 die Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten des bestehenden so genannten Ariowitsch-Hauses beginnen. Juristische Klagen von Besitzern benachbarter Grundstücke führten zu Unterbrechungen, so dass sich die Arbeiten schließlich bis 2009 hinzogen.
Zur Geschichte des Hauses: 1931 wurde das Bestandsgebäude des Ehepaars Ariowitsch als Altenheim eröffnet. Im Herbst 1941 begannen die systematischen Transporte jüdischer Bürger in Vernichtungslager, sämtliche Heimbewohner waren unter ihnen. Das Grundstück wurde von der Gestapo übernommen. Nach einer Zwischennutzung durch die sowjetischen Besatzer bis 1948 blieb das Grundstück bis 1997 städtisches Altersheim.
Das umzubauende Bestandsgebäude wirkt im Straßenbild zurückgesetzt. Es wurde mit starker Symbolik des Lebens und jüdischen Glaubens vom Leipziger Gründerzeit-Architekten Emil Franz Hänsel errichtet. Hinzu kommt nun der Erweiterungsbau: Der große Saal wurde als verbindendes Element zwischen Vorder- und Hofgebäude eingefügt. Das Saaldach ist von der Hochparterre-Ebene des Vorderhauses ebenerdig zu begehen und ersetzt die an dieser Stelle ursprünglich angeordnete Terrasse.
Das Thorarollen-Motiv der Erker findet sich als zylinderförmiges Oberlichtelement in der Saaldecke wieder. An der Ostfassade bildet sich dieses Element als Thoraschrein in der Fassade ab. Im großen, in der Saalmitte ausgeschnittenen Zylinder sind blaue Glasschlitze in Form des Davidsterns gruppiert. Durch die leichte Verdrehung der Achse wird die Ausrichtung nach Osten betont.
Die Oberfläche der eher geschlossenen Westseite des Saales zeigt das Motiv der Baumrindenstruktur in Anlehnung an den vorhandenen Putz der Bestandsgebäude. Blaue Glasschlitze in der Fassade erinnern an Lichtstrahlen einer Waldlichtung. Im Vordach findet sich der Davidstern als aussteifende Rippenstruktur wieder. Die Fassade öffnet sich an der Ostseite und gibt den Blick in einen schmalen Lichthof frei, dessen Form und Gestaltung durch den Wurzelverlauf der auf dem Nachbargrundstück stehenden Platane geprägt ist. Die Oberfläche der Wände wird von oben begrünt.
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irina | 15.05.2009 21:25 Uhrfrage
weiss jemand, aus welchem material die fassade mit der relief-struktur ist? sind das beton-fertigteile?