Der Berliner Stadtteil Siemensstadt wird 100 Jahre alt. In einer nichtöffentlichen Feierstunde gedachte der Siemens-Konzern am 8. Juli 1999 dieses Ereignisses.
Am 1. August 1899 war mit der Inbetriebnahme des Kabelwerks Westend das erste Bauwerk des Elektro-Pioniers und heutigen Weltfirma Siemens am neuen Standort im damals selbständigen Spandau bei Berlin gelegt worden. Das seit 1914 offiziell „Siemensstadt“ genannte Stadtquartier, das 1920 zu Groß-Berlin eingemeindet wurde, besteht aus einer einzigartigen Ansammlung von Industriebauten und zugehörigen Wohnanlagen, Freizeit- und Infrastruktureinrichtungen, die in herausragender Weise den Willen eines Industrieunternehmens dokumentiert, durch einheitlich hohe Qualität der Architektur „Corporate Identity“ zu erzeugen.
Die Architektur des Werksgeländes wurde entscheidend durch den Architekten Hans Hertlein geprägt, der von 1915 an als Leiter der Siemens-Bauabteilung bis in die fünfziger Jahre hinein Produktions-, Verwaltungs, Wohn- und sogar Kirchenbauten für Siemens entwarf. Er zeichnete dabei stilistisch den Übergang von der Architektur des Neoklassizismus bis hin zur Neuen Sachlichkeit nach. Mit den spektakulären Gebäuden Schaltwerkhochhaus und Wernerwerk III schuf er beispielhafte Industrie- und Verwaltungsgebäude der späten zwanziger Jahre. Die gesamte Werksanlage wird durch die einheitliche Verwendung dunkelroten Klinkersteins über die Epochen hinweg optisch zusammengehalten und bildet bis heute eine eindrucksvolle Skyline, die von der Berliner Stadtautobahn aus gut sichtbar ist.
Die benachbarte, nicht von Siemens errichtete Großsiedlung Siemensstadt („Ringsiedlung“; 1929-30) gehört mit Bauten von Scharoun, Häring, Gropius, Forbat und Bartning zu den bedeutendsten Berliner Siedlungen der klassischen Moderne.
Abbildung: Siemens AG