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05.04.2016

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Cocktail und Kreuzritter

John Pawson plant Hotel in Jaffa


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Jetzt sieht man sie wieder, die Flügel der Cherubim-Konsolen, die freigelegten Freskos und Eierstab-Verzierungen oder eine Mauer aus Zeiten der Kreuzzüge. In Jaffa, dem historischen Teil von Tel Aviv, wird die lang vernachlässigte Kapelle des Französischen Krankenhauses restauriert. Seltsam ist dieses Bauwerk aus dem 19. Jahrhundert schon. Sein historistischer Stil erinnert an eine französische Romanik, die eigentlich nichts mit dieser Geografie zu tun hat. Damit fügt sich die Kapelle in eine ganze Reihe verlagerter Sakralarchitekturen ein, die Exilgemeinden von amerikanischen Missionaren bis zu württembergischen Pietisten in Jaffa errichtet haben. Bei so viel religiöser Überlagerung im ohnehin schon religiös überlagerten Tel Aviv hilft nur radikale Profanisierung: Die luxuriöse Design-Hotelkette W, die sich nur in den „most vibrant cities around the world“ niederlässt, wird in dem ehemaligen französischen Krankenhaus 32 exklusive Apartments und 127 Zimmer für den internationalen Lifestyle-Jetset einrichten.

Immerhin, dem Investor scheint eine gewisse Behutsamkeit im Umgang mit dem Ort und der Architektur wichtig zu sein. Für den Umbau des historischen Krankenhauses beauftragte er den feinen Minimalisten John Pawson (London), der gemeinsam mit Ramy Gill Architects (Tel Aviv) und einer Reihe Restauratoren den historischen Komplex umwandeln wird. Die Kapelle, deren Innenraum dieses Team nun gerade originalgetreu wieder hergerichtet hat, soll jetzt zu einer Lounge und zu einem Hotelrestaurant umgewandelt werden. In dem Gebäude des ehemaligen Krankenhauses werden in Zukunft die 127 Zimmer untergebracht sein. Ein neues Dachgeschoss werden John Pawson und Ramy Gill dem Bau aus dem 19. Jahrhundert aufsetzen. Im Innenhof wird es einen Pool und eine Bar geben.

Die dreiflügelige, historische Anlage werden die Architekten zudem um einen vierten, alleinstehenden Flügel ergänzen. Dieser Neubau, der die Sandsteinfassade des Bestands farblich aufgreift und eine ähnliche, vom Hauptbau sich abgrenzende Dachkonstruktion haben wird, soll die 32 exklusiven Hotelapartments beherbergen. Im Gegensatz zur christlichen Ornamentik der Kapelle wird das Design hier auf edle Reduktion ausgerichtet sein. Die Renderings versprechen quadratische Panoramafenster von Boden bis Decke, dänisches Mobiliar und Küchen mit Edelstahleinrichtung. Pawson, der Ästhet und Minimalist, wird da gewiss ein geschmackvolles Interieur zusammenstellen. Sehen werden es nur diejenigen, die es sich leisten können, ab Herbst 2016, wenn das W Tel Aviv – Jaffa eröffnet. (sj)

Fotos: Eldad Rafaeli


Zum Thema:

Beton und Persönlichkeit: John Pawson im Interview über große Schwestern, gute Bauherren und Instagram


 
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