Die Halbinsel Tipperne liegt im südlichen Teil des Ringkøbing Fjords, dem größten Brackwassersee an der Küste Dänemarks. Das Feuchtbiotop ist ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel und beherbergt Europas älteste Vogelzählstation. Lange war der Zutritt zu diesem Vogelschutzgebiet sehr begrenzt, nun wurde es für Besucher geöffnet. Aus diesem Anlass entwarfen Johansen Skovsted Arkitekter (Kopenhagen) unter Mitwirkung von Bertelsen & Scheving Arkitekter (Kopenhagen) und im Auftrag von The Danish Nature Agency drei solitäre Kleinbauten: einen Aussichtsturm, ein Beobachtungsversteck und eine Werkstatt. Diese verteilen sich wie abstrakte Forschungsinstrumente im Gelände, so die Architekten in ihrer Projektbeschreibung. Des Weiteren wandelten sie ein schon vorhandenes Tipper House in ein Besucher- und Forschungszentrum um.
Das Bestandsgebäude wurde originalgetreu renoviert und um wenige, subtil gesetzte Elemente erweitert. Die einzige äußerlich sichtbare Intervention ist eine Rampe zum Eingang, im Inneren wurden Balken und Stützen ausgetauscht und teils neu hinzugefügt, um die tragenden Wände zu verstärken. Der im Obergeschoss unterm Dachgiebel befindliche Arbeits- und Rückzugsbereich für die Mitarbeiter der Vogelwarte – bestehend aus Bibliothek und zwei Schlafkojen – wurde mit Einbaumöbeln aus OSB-Platten neu strukturiert. Im Erdgeschoss sind nun eine Multifunktionsfläche, eine Küche sowie ein Ausstellungsraum untergebracht.
Der nahegelegene Aussichtturm entstand in Zusammenarbeit mit einem lokalen, auf die Produktion von Masten spezialisierten Handwerksbetrieb. Horizontale Elemente aus verzinkten Eisenplatten wurden miteinander verschraubt und verschweißt, zwischen ihnen spannt sich ein Geflecht aus vertikal und diagonal gesetzten Eisenstangen. Der Umfang des Turms wird mit zunehmender Höhe größer, damit sein Fuß möglichst wenig Bodenfläche beansprucht. Die Kanzel mit weitem Blick über das Sumpfgebiet wird von Doppelstegplatten umgeben, die geöffnet oder geschlossen werden können.
Ein weiteres bauliches Element in Form einer dreieckigen, skulpturalen Struktur aus sechs Millimeter starken Cortenstahlplatten dient ebenfalls der ungestörten Vogelbeobachtung. In ihrem Inneren versteckt sich eine erhöhte Plattform, von der Besucher unbemerkt durch eine schmale Öffnung hinausschauen können. Ein kleines Werkstattgebäude, das an in der Gegend befindliche Jagdhütten orientiert ist, vervollständigt die Intervention der Architekten in das Vogelschutzgebiet. Die einfache, dunkel gestrichene Holzkonstruktion wurde im Inneren mit drei Millimeter dünnen Aluminiumplatten verstärkt und wird durch eine mit transluzenten Glasfaserplatten ausgekleidete vertikale Öffnung mit Licht versorgt. (da)
Fotos: Rasmus Norlander
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