Ob Thomas Phifers schwebende Ästhetik Jean Nouvel inspiriert hat – oder ob es doch anders herum war? Die Visualisierungen für das in Peking geplante National Art Museum of China (NAMOC) muten jedenfalls ähnlich luftig-leicht an wie der diesjährige Entwurf des New Yorker Architekten für ein Kulturensemble in Warschau – ein Ort für die Kunst ohne Bodenhaftung.
Jean Nouvels Projekt für Peking geht auf einen internationalen Wettbewerb im Jahr 2013 zurück, bei dem er sich zusammen mit dem Beijing Institute of Architecture Design BIAD gegen die beiden anderen Shortlist-Kandidaten Zaha Hadid und Frank O. Gehry durchsetzte. Jetzt veröffentlichen Ateliers Jean Nouvel zum Planungsstart im September 2014 ihren aktuellen Entwurf.
Unmittelbar neben dem Vogelnest von Herzog & de Meuron soll das Museumsgebäude auf einem 130.000 Quadratmeter großen Areal nicht nur wichtige historische und zeitgenössische Kunstsammlungen beherbergen, sondern auch eine Stätte für temporäre Galerien, Forschung und Bildung sein.
Bewusst arbeitet Jean Nouvel mit dem Gefühl der „Unvollständigkeit“ und „Schwerelosigkeit“, das in der ornamentalen, geschnitzten Fassadenstruktur und den überdimensional hohen Räumen besonders wirksam wird – das ganze Gebäude erinnert an einen schmelzenden Eiswürfel. Für die ephemere Wahrnehmung wird wohl auch der hauseigene Garten sorgen, in dem sich die Natur zur Kultur gesellt. Da ist die goldene Decke in einem der Ausstellungssäle ein wahrer Seitensprung zur handfesteren Materie. (pg)