Das Dunkelblau des Turms soll auf die traditionellen Uniformen der belgischen Gendarmen verweisen – das ist nur eine der Auffälligkeiten dieses Neu- und Umbauprojekts in der belgischen Industriestadt Charleroi südlich von Brüssel. Auffällig ist im Besonderen die Nutzungsmischung auf dem Areal: Hier kommen in erster Linie das Hauptquartier der örtlichen Polizei und eine Tanz-Gesellschaft mit Namen „Charleroi Danses“ zusammen, außerdem wurden bewusst weitere öffentliche Nutzungen dazugeholt: Ausstellungsräume des Musée des Beaux-Arts de Charleroi, eine „Brasserie“ genannte Kneipe und nicht zuletzt ein zentraler Platz.
Der Entwurf ist aus einem Wettbewerb im Jahr 2011 hervorgegangen und stammt von einer Arbeitsgemeinschaft der beiden Büros Ateliers Jean Nouvel (Paris) und MDW Architecture (Brüssel).
Ziel der Maßnahmen war es unter anderem, der Polizei zu einem „öffentlichen und angenehmem Image“ zu verhelfen. Dazu wurden zwei der drei vorhandenen Flügel einer Dragonerkaserne aus dem 19. Jahrhundert erhalten und im Niedrigenergiestandard umgebaut. Auffälligstes Merkmal ist der leicht kegelförmig angeböschte, im Grundriss elliptische Turm, der ebenfalls der Polizei dient. Das mit blauen Klinkern verkleidete Hochhaus hat eine moderate Höhe von 75 Metern, um im Zusammenspiel mit dem berühmten Rathausturm, dem mittelalterlichen Belfried von Charleroi, die Skyline der Stadt zu prägen. Eine Turmlobby bildet den Eingang; die verschiedenen Bereiche des Polizeihauptquartiers sind durch einen Verbindungstunnel zu erreichen.
Die Tanzgesellschaft Fédération Wallonie-Bruxelles Charleroi Danses ist in der ehemaligen Kavallerie-Manege untergebracht. Dieser Teil des Ensembles mit seinen kleinteiligen historischen Ziegelbauten strahlt ein „dörfliches“ Image aus. Das „Dorf“ wurde durch zwei kleinere Zubauten ergänzt, die sich formal dem Bestand anpassen. Über dem großen Tanzstudio sitzt eine kleine und leichte Metallkonstruktion wie ein Nomadenzelt, das „Foyer“. Es ist mit einem Gewebe verkleidet, auf dem das Logo von „Charleroi Danses“ aufgedruckt ist. Dieses knallrote Zelt ist neben dem blauen Turm das zweite moderne „Zeichen“, das aus den historischen Ziegelmauern der alten Kaserne nach außen von den überraschenden Nutzungen des Ensembles kündet. (-tze)
Fotos: Filip Dujardin
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archi | 26.11.2014 20:09 Uhrfantastique...
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