Bauen im Gewerbepark, irgendwo zwischen Autobahn, gesichtslosen Schachteln und landwirtschaftlichen Restbeständen, ist eine undankbare Aufgabe. Wer jedoch einen engagierten Bauherren mit Interesse an einer Landmarke im Nirgendwo an seiner Seite hat, kann durchaus erfolgreich die Flucht nach vorne antreten. Dieser Strategie scheinen sich Jaspers-Eyers Architekten (Brüssel, Löwen, Hasselt) bedient zu haben, als sie sich Gedanken über den Neubau der Zentrale der Firma Barco machten. Barco ist einer der weltweit größten Anbieter von Bildschirmen und Visualisierungslösungen im Profibereich. Circa 1.500 Mitarbeiter, die zuvor an einem anderen Standort saßen, sollen nun direkt neben den bestehenden Fertigungsstätten am Rande der belgischen Stadt Kortrijk forschen, entwickeln und verwalten.
Das Ergebnis ist ein kreisrunder, strahlend weißer und sechsgeschossiger Baukörper mit 75 Metern Durchmesser. Im Inneren gibt es all das, was draußen fehlt: Lebendigkeit, Spannung, Raumqualitäten und Orte, die zum Arbeiten und zum Austausch einladen. Der Rundbau aus Stahl und viel Glas generiert also eine kleine, pseudo-urbane und informell wirkende Arbeitswelt, die im krassen Gegensatz zur ereignislosen Umgebung steht. Um das Rund zu organisieren, teilten die Architekten es in einen halbkreisförmigen sowie eine viertelkreisförmigen Bereich mit weitgehend geschlossenen Büroflächen. In das letzte Viertel setzten sie ovale Konferenzräume, die sie auf leicht schräg gestellten Stahlstützen stapeln und so eine dramatische Raumfigur schaffen, unter der wiederum der offene Restaurantbereich liegt.
Überall bemerkt man den Wunsch nach Großzügigkeit, etwa bei den offenen Brücken zwischen den Bürobereichen, bei einer geschwungenen Rampe direkt hinter der Fassade oder bei dem Wasserbecken, das zwischen Eingangs- und Restaurantbereich liegt und als Fortsetzung der Wasserfläche vor dem Gebäude inszeniert wurde. Dem aufregenden Inneren steht eine strenge und reduzierte Außenraumgestaltung gegenüber, die wohl eher als visueller Hintergrund dient und von Innen betrachtet werden will. Aber eigentlich gibt es ja nun auch keinen Grund mehr das Bürogebäude zu verlassen. (gh)
Fotos: Philippe van Gelooven, Klaas Verdru, Steven Massart, Marc Detiffe
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