Das Landschaftsbild rund um Jüchen in Nordrhein-Westfalen hat sich durch den Braunkohle-Tagebau in den letzten Jahrzehnten stark verändert. So befindet sich der Tagebau Garzweiler unmittelbar südlich des Jüchener Ortsteils Hochneukirch. Die historisch gewachsene Kulturlandschaft war früher durchzogen von kleinen Bächen und Auen mit fruchtbaren Böden. Mit dem Ausbau des Tagebaus, aber auch durch die Versiegelung und Kanalisation von Regenwasser verschwand diese mehr und mehr. Die künstlichen Quellen der Tagebauanlagen können mit dem Ende der Abbautätigkeit ebenfalls versiegen. Zunehmende Trockenheit und Starkregenereignisse erfordern daher eine nachhaltige Weiterentwicklung der Wasserwirtschaft in diesen ländlichen Zonen.
Aus diesem Grund lobte die Stadt Jüchen Ende 2023 den Wettbewerb Grüner Korridor aus, der eine Umgestaltung der Tagebaufolgelandschaft von circa 100 Hektar Fläche entlang des Kelzenberger Bachs und Jüchener Bachs vorsieht. Das Planungsgebiet schließt strahlenartig an das Grüne Band, das Naturschutzprojekt entlang des ehemaligen Grenzstreifens, an. Ziel ist der Ausbau von naturnahen Retentionsflächen, die im Fall von Hochwasser Wasser speichern können, sowie ein weit gefasstes Renaturierungsprogramm. Die Berliner Landschaftsarchitekt*innen von JUCA und Landschaftsmanufaktur gingen Anfang des Sommers unter 15 Wettbewerbsteilnehmer*innen als Gewinner hervor.
Ihr Konzept Zukunftsquellen verfolgt den Ansatz, den Grundwasserstand in der Region nachhaltig zu verbessern. Dafür soll Regenwasser nach dem Prinzip der Schwammlandschaft auf großen Flächen gehalten und technisch gedrosselt abgeleitet werden. Überschüssiges Wasser wird kontrolliert in die angrenzenden Bäche geleitet. Auf mehreren hydrologischen Testfeldern sollen diese neuen Quellen in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern, beispielsweise aus der Landwirtschaft oder mit dem NABU, erprobt werden.
Die Jury lobte das Projekt, da die Verfasser*innen neben dem Wasserthema „einen Klimawald als lineares Element und Rundwege als das Grundgerüst der neuen Landschaftsverbindung zwischen Schloss Dyck und Jüchen entwickeln“. Durch die vielfältig geplanten Landschaftsbausteine würde der linear strukturierte Raum qualitativ aufgewertet und neu erlebbar gemacht, heißt es im Protokoll. Dem Entwurf wird ein hohes Potenzial zugesprochen, insbesondere als „Start für einen Kommunikations- und Entwicklungsprozess“ – an dem unterschiedliche Akteur*innen teilhaben. (sin)
Zum Thema:
Bereits vor zwei Jahren wurde für den Tagebau Garzweiler eine landschaftliche Umgestaltung mit Besucherzentrum ausgeschrieben, die das Büro DKFS gewann.
Mehr Informationen zum Grünen Band unter bund.net
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