Ein Parkhaus in Miamis Design District kann nicht einfach aussehen wie ein normales Funktionsgebäude. In der Nachbarschaft, in der Design, Mode, Kunst und Architektur zu veritablen Werkzeugen des Stadtteilmarketings zählen, sind vor allem eindrückliche, ornamentale Oberflächen, Fassaden und Lichter essenziell für das konstruierte Werbenarrativ eines „innovativen“ Design-und Kunstbezirks.
Die gesamte Nachbarschaft gehört einer Firma, der Miami Design District Associates, an welcher der Investor, Kunstsammler und Visionär Craig Robins zur Hälfte beteiligt ist. Robins versteht das Handwerk der Kulturindustrie. Er entwickelte niedrige Lagergebäude des im Verfall begriffenen Viertels südlich der Little Haiti-Nachbarschaft Miamis zu einer Luxus-Shoppingadresse mit zahlreichen Boutiquen, Restaurants sowie Cafés und reicherte das kommerzielle Programm mit Galerien und Design-Showrooms an, deren Angebot – Kunst und Produkte – von ähnlich kommerzieller Natur ist.
Der Miami Design District baut ein Parkhaus mit 800 Stellplätzen: die Museum Garage, deren Fassaden, wie eigentlich alles im Viertel, sorgfältig kuratiert sind. Ihr Kurator Terence Riley beauftragte das Berliner Studio J. Mayer H. und Partner, Architekten mit der Gestaltung eines der fünf „Pieces“ der Fassade. Bei ihrem in farbig lackierten Aluminiumblechen und einer Stahlunterkonstruktion ausgeführten Entwurf beziehen sich die Architekten auf die Beiträge der anderen (WORKac, Clavel Arquitectos, Nicolas Buffe und Keenen/Riley): Beispielsweise wird das rot-weiße Muster von Keenen/Riley adaptiert und die Perforationen an WORKacs Fassade werden in Volumen transformiert.
In Miami und Miami Beach lässt sich damit ein Trend identifizieren: das Parkhaus als Entwurfsaufgabe für Star-Architekten. Das ist vielleicht nicht überraschend in Städten, in denen große Autos Statussymbol sind und man sich praktisch nur motorisiert fortbewegt. Einige namhafte Architekten haben hier bereits Parkhäuser errichtet: Herzog & de Meuron’s Parkhaus an der Lincoln Road 1111, Frank O. Gehrys Parkhaus in der Pennsylvania Avenue oder das Parkhaus von Zaha Hadid in Collins Park, welches im April dieses Jahres aus budgetären Gründen posthum aufgegeben wurde. Matti Bower, die ehemalige Bürgermeisterin von Miami Beach, sah 2012 als ZHA den Zuschlag bekamen, in den Parkhäusern schon mehr Kunst als Architektur und benennt sie als Wahrzeichen, die für Touristen attraktiv geworden sind.
Vor diesem Hintergrund sind die Renderings, mit denen J. Mayer H. Architekten ihr Projekt präsentieren, bezeichnend und konsequent. Lächelnde Pärchen, die Selfies vor der ornamentalen Fassade des neuen Parkhauses machen. Die Darstellungen erfassen die Essenz der Entwurfsaufgabe und bilden diese ab: Hier geht es um eine eindrückliche Fassade, eine Oberfläche, die einer Design-affinen Zielgruppe zur Kulisse für die Fotos ihrer kuratierten Instagram-Accounts wird. (df)
Zum Thema:
Baunetzwoche#449: Jürgen Mayer H. im Gespräch über das Ende der Welt und seine Neugier auf die Zukunft
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Akki | 04.07.2016 11:34 UhrJacke
Wie heißt es schon in der Literatur?
"mein Ehrgeiz geht auf eine bunte Jacke..."