Aufregung nicht nur unter Pink-Floyd-Fans, sondern in ganz Großbritannien: Der Investor Parkview, der das Londoner Battersea-Kraftwerk in einen gigantischen Hotel-, Büro- und Entertainment-Komplex verwandeln will (siehe BauNetz-Meldung vom 18. 12. 2003), beabsichtigt, die vier markanten Schornsteine des Baudenkmals im Frühjahr 2006 abzureißen und durch Kopien zu ersetzen.
Das seit Jahrzehnten stillgelegte Kraftwerk gilt als eine der bedeutendsten Landmarken Londons und ist von den Zuschauern des Channel 4 zu den zehn wichtigsten Gebäuden des Vereinigten Königreichs gewählt worden - zusammen mit der St. Paul's Cathedral.
Der Bauherr Parkview behauptet, die Bewehrung der Schornsteine sei so stark korrodiert, dass aus Sicherheitsgründen keine andere Lösung als Abriss und Rekonstruktion möglich sei. Auch die Denkmalpflege der „British Heritage“ halte dieses Vorhaben für den besten Weg zum Erhalt des Gebäudes.
Ob dabei nur die vier je 500 Tonnen schweren, runden Stahlbetonaufsätze betroffen sind oder gar die aus Ziegeln gemauerten Postamente der Schornsteine, ist unklar. Würden diese auch entfernt, bliebe von dem nach Teilabbrüchen ruinösen Gebäude kaum noch Originalsubstanz übrig.
Parkview bietet den örtlichen Behörden des Wandsworth Council an, eine Sicherheitsleistung von 10 Millionen Pfund zu hinterlegen, um den Wiederaufbau der Schornsteine zu garantieren.
„Ohne die originalen Schornsteine ist Battersea nichts“: Die Aktivisten der „Battersea Power Station Community Group“ (BPSCG) bezweifeln die Angaben von Parkview. Die Schornsteine seien alle sechs Monate ohne Beanstandungen überprüft worden; es könne nicht sein, dass sie auf einmal eine Gefahr darstellten. Kopien seien etwas anderes als die Reparatur des Bestands.
Ein Alternativgutachten von drei Betonbau-Experten, das den Erhalt und die Reparatur der Schornsteine vorschlägt, werde von Parkview ignoriert.
Auch bezweifelt die BPSCG, ob ein juristisch wasserdichter Zwang zum Wiederaufbau auf Parkview ausgeübt werden könne, weil sie als Firma mit Sitz auf den Virgin Islands als „Offshore Company“ nicht unter britisches Recht falle.
Die Aktivisten befürchten, dass Parkview „das tut, was es als Besitzer seit zwölf Jahren tut: abreißen und nicht bauen“. Man befürchtet, dass der Abriss der Schornsteine das Präludium zum Komplettabbruch des Kraftwerks werde: Dann könnten am Themseufer lukrative Wohnungen gebaut werden.
Parkview hält dagegen, am Abriss des Kraftwerks kein Interesse zu haben: „Diese Ikone der Architektur ist unser wichtigstes Marketing-Faustpfand zur Entwicklung des Standorts.“
Benedikt Hotze
Zum Thema:
Battersea Power Station Community Group
Projektwebsite Parkview www.thepowerstation.co.uk