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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Interreligioeses_Bestattungszentrum_in_Goa_von_Rahul_Deshpande_and_Associates_8069952.html

01.11.2022

Im Abschied vereint

Interreligiöses Bestattungszentrum in Goa von Rahul Deshpande and Associates


Ein hinduistisches Krematorium und eine muslimische Begräbnisstätte am selben Ort – angesichts lang anhaltender Konflikte und Gewaltwellen zwischen Anhänger*innen beider Weltreligionen in Indien ein ambitioniertes Projekt. Dass zwischen der ersten Planung und der Fertigstellung des interreligiösen Bestattungszentrums in Goas Hauptstadt Panaji zehn Jahre vergehen mussten, verwundert dementsprechend nicht. Gefühle, Egos und Bürokratie hätten im Entwurfsprozess sowohl zu Problemen als auch zur Lösungsfindung geführt, so diplomatisch beschreiben es Rahul Deshpande and Associates. Das Büro aus Velha Goa realisierte das 90-Millionen-Rupien-Projekt im Auftrag der staatlichen Behörde für Stadtentwicklung von Goa auf dem bestehenden Areal der katholischen St. Inez-Gemeinde. Beteiligt waren Gemeindemitglieder und Treuhänder*innen der Moscheen von Bhatulem, Panaji und Taleigao sowie des St. Inez-Friedhofes.

Das Grundstück wurde in vier Segmente aufgeteilt, die sich einen gemeinsamen Zugang teilen. Vier verschiedene religiöse Gruppen – Hindus, schiitische Muslime, sunnitische Muslime und Virashaivas – können hier die letzten Rituale für ihre Verstorbenen gemäß der strengen, voneinander stark abweichenden Vorgaben vollziehen. Jede Gemeinschaft erhielt eigene, stimmungsvolle Räumlichkeiten entsprechend ihrer speziellen Anforderungen. Der Einsatz von Ziegelsteinen aus einem lokalen Brennofen in allen Bereichen soll als übergeordnete Sprache die Einheit aller Menschen und ihre Zugehörigkeit zur Erde vermitteln.

Klare Linien und der weitgehende Verzicht auf künstliches Licht erzeugen eine ruhige Stimmung und bieten den Trauernden einen sicheren Rahmen für Abschied und Erinnerung, werfen sie aber auch auf sich selbst zurück. Im Wechselspiel von Masse und Leere scheint sich das Raumgefüge aus Treppen, Dächern, Betonstützen und Wandscheiben stellenweise beinahe selbst aufzulösen, was die Bestimmung des Ortes und die an ihn geknüpften Hoffnungen ebenso unterstreicht wie sein Name: Moksha tauften die Architekt*innen das Projekt, was in Sanskrit „Befreiung“ bedeutet – Erlösung vom Kreislauf von Leben und Tod, von Begierde und Gier, vom vergänglichen Körper und von der Welt. (kms)

Fotos: Pranav Mittal


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