Eine Oberschule ist ein kleiner Kosmos, nicht nur für die Schüler, die hier täglich ihre sozialen und intellektuellen Grenzen ausloten. Auch räumlich, so zumindest sehen es die Architekten des Büros Ateliers 2/3/4/ mit Sitz in Paris, Montpelier und Shanghai. In der von ihnen geplanten internationalen Oberschule in Noisy-le-Grand im Osten von Paris haben sie Orte fürs Lernen konzipiert ebenso wie Bereiche für Freizeit und Erholung und für Begegnung und Gemeinschaft; Straßen und Plätze beleben diesen Miniatur-Kosmos.
Neben dem Gymnasium haben die Architekten auch das angeschlossene Internat mit 82 Zimmern und 150 Betten realisiert – insgesamt sind so 13.800 m² Fläche entstanden. Die Schule wurde am Standort neu eröffnet, umgesetzt wurde bisher der erste Abschnitt für 800 Schüler, von denen 150 auch das Internat besuchen; langfristig sollen hier 1.215 Schüler lernen. Öffentlicher Bauherr ist die den Großraum Paris umfassende Région Ile de France.
In der Konzeption haben sich die Architekten von der unmittelbaren wie auch der weiter gefassten Umgebung beeinflussen lassen: Das anschließende Gelände wurde nach unten hin terrassiert, was Blickbeziehungen zu den zur Schule gehörenden Sportanlagen und zur weiter entfernten Stadtlandschaft ermöglicht. Zusätzlich wurde der Baukörper auf Stützen gestellt und in den oberen Geschossen eine umlaufende Loggia erschaffen, welche die Ausblicke auf Paris rahmt. Die hier befindlichen Klassenräume sind dreibündig mit einem inneren Kern angelegt, und die Erschließungsflure sind jeweils mit einem Terrassenbereich verbunden, was sie räumlich aufwertet und die Verbindung mit dem Stadtraum noch verstärkt.
Noisy-le-Grand gehört zum heterogenen Gemeindeverbund Marne la Vallee der Ile de France. Um der Heterogenität dieser (Vor-)Stadtlandschaft gestalterisch zu begegnen, haben die Architekten mit der modern-klassizistisch anmutenden Fassade eine konservative Gestaltungsstrategie gewählt, die sie mit Dauerhaftigkeit assoziieren. Entsprechend wirkt die Schule im äußeren Ansehen streng, die Fassade könnte auch eine Behörde beherbergen. Im Inneren wird diese Strenge dann jedoch durch die Ausbaudetails in Holz und auch die kontemplativen Ausblicke auf die Landschaft wieder gebrochen.
Fotos: Luc Boegly
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