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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Integratives_Wohnprojekt_Klarissenkloster_in_Koeln-Kalk_5516001.html

19.10.2018

Neue Nachbarschaft in alten Mauern

Integratives Wohnprojekt Klarissenkloster in Köln-Kalk


Von Uta Winterhager

Im Jahr 2013 hatte Papst Franziskus die Ordensgemeinschaften dazu aufgerufen, ihre leerstehenden Klöster für Flüchtlinge zu öffnen. In diesem Sinne entschied sich das Erzbistum Köln das aufgegebene Klarissenkloster im rechtsrheinischen Stadtteil Kalk zu einem integrativen Wohnprojekt zu transformieren. 2015 überzeugten LK Architekten in einem Qualifizierungsverfahren mit einer behutsamen Sanierung und Öffnung der denkmalgeschützten Klosteranlage, sowie einer feinfühligen Nachverdichtung. Sie bietet die Voraussetzung dafür, dass ehemals abgeschottete Terrain in den Stadtteil zu integrieren. Seit dem Frühjahr 2018 ist das „Integrative Wohnprojekt Klarissenkloster“ fertig gestellt. Im Rahmen der „Aktion Neue Nachbarn“ entstanden hier rund 2.500 Quadratmeter neue Wohnfläche.

Stadtseitig öffnet sich das ehemals introvertierte Areal nun mit einem einladend gestalteten Eingangsplatz. Rechts wird dieser flankiert von der Kirche, links von einem dreigeschossigen Neubau, beide werden als Bildungszentrum der Caritas genutzt. Das an die Kirche anschließende Quadrum, der ehemalige Wohntrakt der Klarissen, blieb in seiner Ansicht unverändert. Auch die historische Klosterzellenstruktur konnte erhalten werden und mit wenigen Eingriffen zu zwei Wohngruppen und vier Apartments für das Jugendhilfeangebot „Die gute Hand“ umgebaut werden. Dort bekommen nun unter anderem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und psychisch erkrankte junge Menschen die Chance, sich in einer geschützten Umgebung auf eine möglichst selbstständige Lebensführung vorzubereiten.

Altstädtisch anmutende Kleinteiligkeit

Der Wunsch der Bauherren nach einem deutlich lesbaren aber durchlässigen Stadtquartier wird in der neu geschaffenen Raumfolge deutlich. Der Eingangsplatz verjüngt sich trichterartig, um direkt in den Nordplatz überzuleiten. Dieser ist durch seine geschützte Lage an der backsteinernen Fassade des Quadrums mehr halböffentlicher Raum als bloße Passage. Hier fällt der Blick auf den Nordflügel des neuen Gartenhauses im ehemaligen Klostergarten. Der hell verputzte dreigeschossige Neubau bietet Wohnungen für rund 100 Flüchtlinge und andere Wohnungssuchende. Er umfasst den neuen Quartiersplatz mit Sitzstufen, Bänken und einer von Bäumen gerahmten Fläche. Alle Balkone, Loggien und Terrassen des Gartenhauses sind dahin ausgerichtet.

Wichtig war es, die angenehme Atmosphäre, die die fast altstädtisch anmutende Kleinteiligkeit und Dichte bei Tage erzeugt, über ein stimmungsvolles Kunstlichtszenario in die Abend- und Nachtstunden zu transportieren. Arens faulhaber lichtplaner kam dabei zugute, dass das Gelände im Besitz des Erzbistums ist und DIN-Normen – also eine flächige Ausleuchtung des Geländes – hier nicht erfüllt werden mussten. So konnten sie mit einer sorgsam komponierten Folge von Lichtinseln ausreichend Helligkeit erzeugen, ohne die Atmosphäre zu zerstören.

Sachlich, doch mit sakralem Charakter


Mit der Transformation des Klosterkomplexes änderte sich auch die Nutzung des Kirchenraumes. Dieser sollte nicht länger nur für Gottesdienste genutzt werden, sondern auch als Begegnungs- und Bildungszentrum, das Geflüchtete und Kölner vor Ort vernetzt. Das 1925 errichtete Kirchengebäude erinnert an die im Münsterland verbreitete spätbarocke Backsteinarchitektur, sachlich doch mit sakralem Charakter.

LK Architekten unterzogen den Kirchenraum einer deutlichen Wandlung. Mit neuer weißer Farbfassung und einem hellen Natursteinboden überschrieben sie die ursprüngliche Funktion des Raumes, als wollten sie mit größtmöglicher Neutralität Schwellenängsten entgegenwirken. Arens faulhaber lichtplaner unterstützen bzw. imitieren die Wirkung des Tageslichts. Licht und Schatten stellen die Plastizität des weiß-weißen Kirchenraumes auf eine ebenso zurückhaltende wie selbstverständliche Art heraus und lassen den Kirchenraum in seiner Gesamtheit erkennbar werden.

Im Februar 2018 wurde das kleines Stadtquartier mitten im „Problemstadtteil“ Kalk bezogen. Möge der Mut an ein lebendiges und integratives Zusammenleben verschiedener Kulturen und Lebensentwürfe zu glauben, dort belohnt werden. Denn Projekte wie dieses, die nicht den Charakter eines Provisoriums tragen, sondern im festen Glauben an das Gelingen, auf eine gemeinsame Zukunft auftreten, sind leider sehr selten. 

Fotos: Jens Willbrand, Jens Kirchner


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LK Architekten sanierten und öffneten die denkmalgeschützte Klosteranlage in Köln-Kalk und verdichteten mit einem Wohnungsbau.

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Der hell verputzte dreigeschossige Neubau bietet Wohnungen für rund 100 Flüchtlinge und andere Wohnungssuchende.

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Er umfasst den neuen Quartiersplatz mit Sitzstufen, Bänken und einer von Bäumen gerahmten Fläche.

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Mit einer Regal- und Funktionswandscheibe und darüber anschließenden Glasflächen ist die Empore partiell vom Kirchenschiff abgetrennt, so dass eine Büronutzung möglich wird.

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