Mitten in São Paulo ist das Instituto Moreira Salles an einer sehr lebendigen und durchmischten Straße, der Paulista Avenue, entstanden. Varietät ist ein Hauptcharakteristikum dieses Ortes, einem der wenigen demokratischen Räume der Stadt. So beschreiben die ortsansässigen Architekten Andrade Morettin die Umgebung des 2017 fertig gestellten Institutsgebäudes. Umgeben von 13 bis 18-Geschossern wurde es auf einer Grundfläche von 20 mal 50 Metern errichtet. Mit einer transluzenten, gläsernen Vorhangfassade sollte sich der Baukörper von den Umgebungsbauten absetzen. Neben der Programmierung der Räume war die Verortung im urbanen Kontext und die Kommunikation mit dem öffentlichen Raum entwurfsbestimmend.
Als kulturelles Netzwerk ist das Institito Moreira Salles in drei Städten Brasiliens verankert: Rio de Janeiro, São Paulo und dem zuerst entstandenen Zentrum südöstlich von Minas Gerais, in Poços de Caldas. Für ein breites Publikum fördern die Institute kulturelle Veranstaltungen, die unter anderem städtische Interventionen sowie Kurz- und Langzeitbildungsprojekte beinhalten. Das Spektrum reicht von Fotografie, Literatur über brasilianische Musik bis hin zur bildenden Kunst. In der brasilianischen Kulturszene seit 1991 verankert ist Moreira Salles als Non-Profit-Organisation der gleichnamigen Familie entstanden und arbeitet oft mit den Banken des Landes zusammen – eine Verbindung, die auf den Gründer, einen Banker und Vater von drei in der Kunst- und Kulturszene agierenden Söhnen, zurückgeht.
Das Interesse der Institution an sozialem und kulturellem Zusammenleben zeigt sich auch in der Architektur des neuen Gebäudes, die den öffentlichen Raum nach innen holt. Der Straßenraum geht hier direkt in den öffentlichen Erschließungsbereich über und auch die Pflastersteine des Bürgersteigs wurden nach innen gebracht. Als eine urbane Plattform, Treff- und Verteilerzone wiederholt sich der Erdgeschossbereich auf fünfzehn Metern Höhe. Hier wurde ein portugiesisches Mosaik, das lange auf den Bürgersteigen der Paulista Avenue lag, aufgegriffen.
Die Räume des Instituts wurden je nach Nutzung gruppiert. Eine Medienbibliothek vereint das Auditorium, Multimediaräume, eine Bibliothek und Klassenräume in einem gläsernen Bereich, der auch als Aufenthaltsbereich und Kommunikationszone dient. Von außen wie innen sehr auffällig ist der rote, in den gläsernen Turm integrierte Körper, in dem sich die großzügigen Ausstellungsräume befinden. Die Verwaltung liegt im oberen Teil des Gebäudes und ist über ein privates Erschließungssystem mit allen Ebenen verbunden. (rc)
Fotos: Nelson Kon
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