Zu DDR-Zeiten hieß es Zentralinstitut für Mikrobiologie und experimentelle Therapie, dann nannte man es Institut für Molekulare Biotechnologie, und seit 2005 heißt es nun Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI). Der Standort auf dem Beutenberg in Jena mit seinem markant-rustikalen Hauptgebäude ist allerdings geblieben, und ein kürzlich fertig gestellter, ergänzender Neubau soll die mit der Namensänderung verbundene Neuausrichtung dort auch räumlich zum Ausdruck bringen. Der bereits 2003 aus einem Wettbewerb hervorgegangene Entwurf und die Planung stammen von dem Berliner Büro archiscape, die Ausführung besorgte HKS, Erfurt.
„Die Besonderheit des Projekts liegt in der inneren Organisation der Grundrisse und der daraus folgenden Erschließung. Dies wurde möglich, indem wir (zusammen mit dem dazu geeigneten Bauherren) den Typus ‚Labor‘ von Grund aus neu überlegen durften. Im Resultat ist es gelungen, viel (scheinbar) Unumstößliches im stark reglementierten Laborbau einmal grundsätzlich zu hinterfragen und das Unsinnigste davon in der Neuentwicklung einfach über Bord zu werfen“, berichten die Architekten.
Städtebaulich musste sich das neue Gebäude in ein unregelmäßiges und sehr schmal geschnittenes Baufeld mit erheblichen Topographieversprüngen einfügen, und es sollte gleichzeitig eine Eingangssituation für den Jenaer Wissenschafts-Campus formulieren.
Entstanden ist eine mehrfach gefaltete, polygonale Kubatur, die dem Straßenverlauf folgt und auf Höhe der Eingangsebene eine öffentliche Fuge bildet, die den Besucher durch das Gebäude „diffundieren“ lassen soll. Auf seiner Südseite schließt sich eine weite Terrasse mit Blick bis ins Saaletal an.
Die Labore konnten nahezu loftartig zu einem fließenden Raum zusammengefasst werden. Durch die Konzentration aller Installationswege auf die inneren Kernzonen wird ein für Labore ungewohnt „aufgeräumter“ Raumeindruck möglich. Zudem konnten dadurch alle Arbeitsräume zweiseitig belichtet werden.
Das Gebäude fällt durch seine mehrschichtige, semitransparente Fassade auf, die in ihrer äußeren Erscheinung sowohl die städtebauliche Raumwirkung als auch das fließende innere Organisationsprinzip unterstreichen soll. Die der geschosshohen Verglasung um etwa einen Meter vorgehängte Glasfasermembran ist energetisch wirksam und ermöglicht eine blendfreie Lichtstreuung des Tageslichts bis in die Tiefe der Grundrisse, lässt aber für die Nutzer dennoch eine nahezu ungehinderte Aussicht zu.
„Innerhalb seiner präzisen städtebauliche Raumkanten erzeugt das neue Laborgebäude ab und zu die Illusion eines beinahe ‚lebendigen‘ Organismus, der mit seinen wechselnden ‚Stimmungen‘ spontan auf die Summe seiner äußeren Umwelteinflüsse reagiert“, glauben die Architekten. (-tze)
Fotos: Jörg Hempel
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen: