Schon lange nicht mehr Himmel und Hölle gespielt? Die Zürcher Architekten Enzmann + Fischer haben sich anscheinend von der Faltfigur des berühmten Fingerspiels inspirieren lassen, als sie die Fassade für ein neues Gebäude der Uni Luzern entworfen haben. Nach fünfjähriger Umbauzeit wurde dieses nun am 1. September eröffnet; der Baubestand wurde bis auf den Rohbau entkernt und hinter der Fassadenskulptur versteckt (siehe BauNetz-Meldung vom 22. November 2006).
„Stadtfenster“ nennen die Architekten die Fassadenstruktur mit den diagonal angeordneten Vor- und Rücksprüngen. „Ähnlich dem typischen Chicago-Fenster aus den 30er Jahren wird ein räumliches, zur Straße hin leicht abgewinkeltes Fenster aus seriell vorfabrizierten Betonelementen und bündig eingelassenen Struktural-Gläsern ausgebildet“, beschreiben die Züricher ihr Gestaltungskonzept, das nicht gerade der typisch schweizerischen Architektur entspricht.
Im Erdgeschossbereich markiert ein großer Einschnitt den Eingang. Die neuen Funktionen wie Hörsäle, Bibliothek, Mensa, Seminarräume und ein großes Foyer wurden in den Rohbau integriert, dessen Tragstruktur und Treppenhäuser erhalten blieben. Nord- und Südfassade sind nicht tragend vor einem zurückversetzten Stützenraster ausgebildet. West- und Ostfassade sind hingegen tragend, wobei sich die tragenden Wandscheiben immer auf den Gebäudeachsen befinden. Ohne die Tragstruktur im Grundsatz zu verändern, aber dennoch eine hohe Nutzungsflexibilität anbieten zu können, haben Enzmann + Fischer die tragenden Scheiben im Raster auf 80 cm Breite reduziert.
Mit der zentralen Treppenanlage und der einfachen geschossweisen Aufteilung der Hauptnutzungen haben sie bewusst eine einfache und logische Nutzungsverteilung gewählt. Die durch die doppelt geführte Treppe effiziente Erschließungsanlage in zentraler Lage soll einen unabhängigen Betrieb der einzelnen Nutzungen erlauben. Die beiden längs und quer angeordneten Lichthöfe bilden innerhalb des Gebäudes eine räumliche Vernetzung und lassen unterschiedlich tiefe Raumschichten entstehen. Durch die transparente Gestaltung der Treppenanlage
und der Bibliothek im Zwischengeschoss werden diese zum Herzstück des ganzen Gebäudes. Die Baukosten des Umbaus haben 118 Millionen Schweizer Franken gekostet.
Zum Thema:
Weitere interessante Fassadengestaltungen unter www.baunetzwissen.de/Fassade
Auf Karte zeigen:
Google Maps