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06.08.2018
Auffrischung am Seeufer
Inselhalle in Lindau von Auer Weber
Wer jährlich die Crème de la Crème aus Wissenschaft, Literatur und Politik zu Gast hat, der braucht ein repräsentatives Haus. Das gilt auch für Lindau, das ob seiner Insellage im Bodensee zwar als echtes Kleinod gelten kann, das aber trotzdem bisher nur ein wenig eindrucksvolles Konferenzzentrum zu bieten hatte. Internationalen Ansprüchen wurde dies jedenfalls schon lange nicht mehr gerecht. Solche Maßstäbe anzulegen, war und ist jedoch keine Hybris, denn die 1981 eröffnete Inselhalle kennt man vor allem als Ort, an dem jährlich das Lindau Nobel Laureate Meeting stattfindet. Dann treffen hier um die 30 Nobelpreisträger auf 500 bis 600 Nachwuchswissenschaftler.
Um die Halle den heutigen Bedürfnissen eines Konferenzzentrums mit einem solch ungewöhnlichen Profil anzupassen, lobte die Stadt im Frühjahr 2010 einen nichtoffenen Ideen- und Realisierungswettbewerb aus, der die Sanierung und Erweiterung des Gebäudes zum Ziel hatte. Auer Weber Architekten (München) konnten sich gegen 20 Konkurrenten durchsetzen und wurden schließlich mit der Umsetzung ihres Projekts beauftragt.
Der zentrale Saal und das Untergeschoss der Halle blieben weitgehend erhalten. Die rahmenden Bauteile, unter anderem ein L-förmiger Bauteil mit der Hauptfeuerwache Lindaus, wurden rückgebaut, um Platz für neue Funktionen zu schaffen. Die Halle bietet nun auf 10.360 Quadratmetern Bruttogrundfläche drei kombinierbare Säle und 12 Konferenzräume für insgesamt bis zu 2.000 Teilnehmer. Die charakteristische Dachform des Bestandsbaus wurde aufgegriffen, neu interpretiert und zu einer polygonal gefalteten Dachlandschaft weiterentwickelt. Neben dem großen Pyramidenstumpf des Saaldaches gibt es nun ein zweites, ganz ähnliches, aber kleineres Dachelement, das den neu geschaffenen, großzügigen Foyerbereich akzentuiert. Dach wie auch Fassaden wurden mit kupferfarbenen Aluminiumblechen verkleidet.
Der Saal selbst sollte ursprünglich weitgehend unberührt bleiben, im Laufe des Projekts entschied man sich jedoch für eine gewisse Auffrischung. Vor allem öffnete man den Saal durch große Fensterflächen zum See. Der Parkettfußboden blieb erhalten. Die fachwerkartige Kassettendecke wurde in Schwarz gefasst und neue Leuchten installiert, um mehr visuelle Ruhe in den Saal zu bringen. Die originale Holzvertäfelung konnten die Architekten größtenteils konservieren. Die schwarze Bänderung der mobilen Wandelemente im Erdgeschoss wurde aufgegeben, da diese ersetzt werden mussten. Der Raumeindruck blieb also insgesamt erhalten, aber die typische 80er-Jahre-Ästhethik ein Stück weit aufgegeben. Der alte Saal und die neue Hülle bilden darum auch formal eine Einheit.
Der städtebaulich wichtigste Aspekt ist die Neuorientierung des Haupteingangs. Dieser lag ursprünglich an der Zwanzigerstraße, die südlich der Halle verläuft. Die rundum sanierte Halle wird nun über einen neu geschaffenen Platz erschlossen. Dieser liegt östlich der Halle und öffnet sich nach Norden direkt zum See. Gegenüber steht das neue Parkhaus der Inselhalle, das ebenfalls von Auer und Weber stammt und bereits im letzten Jahr fertig wurde. Im April hatte man die Sanierung abgeschlossen, übermorgen wird die neue Inselhalle feierlich eröffnet. (gh)
Fotos: Aldo Amoretti
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Auer und Weber sanierten und erweiterten die Inselhalle am Ufer des Bodensees in Lindau zu einem zeitgenäßem Konferenzzentrum.
Die charakteristische Dachform des Bestandsbaus von 1981 wurde aufgegriffen und zu einer polygonal gefalteten Dachlandschaft weiterentwickelt.
Die rundum sanierte Halle wird über einen neu geschaffenen Platz erschlossen, der östlich der Halle liegt und sich nach Norden direkt zum See öffnet.
Der Saal wurde ästhetisch aufgefrischt und orientiert sich nun durch große, neu geschaffene Fensterflächen zum See.
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