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14.04.2022
Es kreucht und fleucht in Montréal
Insektarium von Kuehn Malvezzi
Hinter dem Namen Espace pour la vie verbirgt sich Kanadas größter naturwissenschaftlicher Museumskomplex, der fünf renommierte Einrichtungen in Montréal umfasst. Dazu zählen der 2020 nach einem Umbau wieder in Betrieb gegangene Biodôme, der Botanische Garten, das Planetarium, die Biosphère – und das am 13. April eröffnete Insektarium. Als immersives sensorisches Labyrinth angelegt, ermöglicht es nicht nur die unmittelbare Begegnung mit lebenden Insekten, sondern auch ein sinnliches Eintauchen in deren geheimnisvolle Welt.
Der Neubau im Botanischen Garten der Stadt ersetzt den Vorgängerbau von 1990 und wurde von Kuehn Malvezzi (Berlin) in Zusammenarbeit mit Pelletier de Fontenay (Montréal), Jodoin Lamarre Pratte architectes (Montréal) und dem Landschaftsarchitekturbüro atelier le balto (Berlin) entworfen. Das Team gewann mit seinem Ansatz der Verschmelzung von Architektur und Natur den 2014 entschiedenen internationalen Wettbewerb, als Auftraggeber fungierten Espace pour la vie und die Stadt Montréal.
Die Gestaltung des Gebäudes ist eng mit dem kuratorischen Konzept des Insektariums verzahnt. Erschlossen wird es über einen präzise choreografierten Parcours durch die barrierefreien Ausstellungen. Start- und Endpunkt ist ein eingefasster Schmetterlingsgarten, der zum Sockel des Gewächshauses hin abfällt. Von der Eingangshalle aus erfolgt der labyrinthisch verschachtelte Abstieg in eine höhlenartige Landschaft, wo Besucher*innen in sechs verschiedenen Alkoven die sensorischen Wahrnehmungsperspektiven von Insekten einnehmen können.
Durch eine zehn Meter hohe Kuppelhalle mit der Sammlungspräsentation, die sich oberirdisch als bepflanzter Hügel darstellt, geht es wieder hinauf in das lichtdurchflutete Gewächshaus. In diesem Großen Vivarium, in dem verschiedene Mikroklimata herrschen, können zahlreiche Arten lebender Insekten beobachtet werden. Ein allseitig verglastes Kreativatelier im Zentrum des Museums bietet Raum für Diskussionen, Konferenzen und pädagogische Aktivitäten.
Dem mit LEED Gold zertifizierten Bau liegt ein umfangreiches bioklimatisches Konzept zugrunde. Ausrichtung und Materialität der Gewächshausbereiche ermöglichen eine maximale Sonneneinstrahlung, die daraus resultierende Wärme wird rückgewonnen und für das übrige Gebäude genutzt. In den unterirdischen Räumen dient die thermische Masse des Erdreichs dem Ausgleich von Temperaturschwankungen und der Isolierung des Gebäudes. Hinzu kommen weitere Systeme wie textile Verschattung, motorische Lamellen, geothermische Anlagen und Wasserrückgewinnung auf dem Dach. Anwendung fanden außerdem lokale, nachhaltige und VOC-freie Materialien. (da)
Fotos: James Brittain
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