Beton scheint ihr liebstes Material zu sein, das lässt sich mit etwas Augenzwinkern sicherlich sagen: Sei es bei historischen Aufgaben wie der Sanierung eines Roland Rohn-Baus aus den Siebzigerjahren oder bei einer Villa in Basel – Nissen Wentzlaff Architekten nutzen den grauen Baustoff nicht nur, sondern sie inszenieren ihn. Für den Schweizer Pharmakonzern Roche haben die Basler Architekten nun einen Standort des Unternehmens im nahen Kaiseraugst um ein Innovationszentrum erweitert. Vier Bauten bilden das neue Ensemble, vier klare Riegel, viermal Raster, viermal Beton. Unwirtlich ist das Ganze aber bestimmt nicht.
Die einzelnen Baukörper, die Nissen Wentzlaff aufgrund einer städtebaulichen Auflage nicht als zusammenhängendes Volumen entwerfen konnten, zeigen alle eine Fassade aus vorgefertigten Betonplatten. Die Architekten fügten sie mit sichtbaren Fugen zu einem breiten Raster mit viel Fensterfläche. Um die Fassadengeometrie zu rhythmisieren, variieren sie jeweils leicht die Öffnungen. Balkone an Längs- und Querseiten stechen zusätzlich aus den klaren Baukörpern heraus.
Insgesamt 1.500 Personen arbeiten in den vier Bauten, die als IT-Innovationszentrum sozusagen das digitale Herz des Roche-Konzerns darstellen. Die Architekten legten die Räume zugunsten eines guten Arbeitsklimas mit vielen Freiräumen und Nischen an, die nicht nur für eine lichte Atmosphäre sorgen, sondern Platz lassen für die Kommunikation. Das Erdgeschoss stellt in diesem Sinne die wichtigste Ebene dar: Von hier aus gelangt man zur Außenanlage mit ihren überdachten Gängen und dem bepflanzten Hof, und natürlich werden auch die vier Lichthöfe der Volumen darüber erschlossen.
Diese offenen Atrien im Zentrum der Bauten bilden also die sozialen Treffpunkte der Erweiterung. Hier integrierten die Architekten auch unterschiedliche Bewegungsabläufe. Mal muss man den Lichthof im Zick-Zack durchqueren, um in die oberen Etagen zu gelangen, mal verlaufen die Treppen spiralförmig.
Das Lichthof-Konzept haben Nissen Wentzlaff übrigens schon einmal für den Roche-Konzern umgesetzt, in einem Neubau am deutschen Standort Grenzach von 2007. Offenbar konnten sie damit nachhaltig Punkten. (sj)
Fotos: Ruedi Walti
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