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02.03.2023
Logenplatz am See
Inklusionshotel in Eutin von Wuttke & Ringhof Architekten
Hätte Eutin nicht das Glück, einige Kilometer von der Ostsee entfernt zu liegen, wäre es bestimmt schon dem Übertourismus zum Opfer gefallen. Umgeben von Seen ist die hübsche Kleinstadt inmitten der wunderschönen Landschaft des Naturparks Holsteinische Schweiz zu finden. Als wäre das nicht genug, thront über dem Ort ein imposantes Schloss. Zunächst Residenz der Lübecker Fürstenbischöfe, diente dieses später den Herzögen von Oldenburg als Sommerfrische. Wer Eutin in diesem Jahrhundert besucht, kann hingegen vis-à-vis in der Seeloge Quartier nehmen. Bescheidener, aber nicht weniger schön als das Wasserschloss geht das Inklusionshotel auf einen Entwurf des Architekturbüros Wuttke & Ringhof Architekten (Kopenhagen) zurück.
Als Inklusionsbetriebe gemäß § 215 des Sozialgesetzbuchs gelten Unternehmen, die mindestens zu 30 Prozent Menschen mit Behinderung beschäftigen. Dabei kann es sich um psychische Erkrankungen ebenso wie um Mobilitätseinschränkungen oder eine Stoffwechselstörung handeln. Dass der Entwurf des dänisch-deutschen Büros den daraus erwachsenden Anforderungen folgt, kommt aber nicht nur den Angestellten, sondern auch den Gästen zugute. Und zwar unabhängig davon, ob sie eine Behinderung haben oder nicht. Die Kombination aus Holz, Beton und Backstein etwa, die Besucher*innen mit eingeschränkter Sehfähigkeit die Orientierung im Inneren des Hotels erleichtern soll, mutet für alle Reisenden als gelungen an.
Dem Einsatz verschiedener Materialien ist auch das elegante äußere Erscheinungsbild zu verdanken. So wird der Baukörper nicht nur durch die Teilung in zwei gegeneinander verschobene Volumen, sondern auch durch den Wechsel der Oberflächen gegliedert. Von der backsteinernen Fassade heben sich die Loggien, die dem östlichen Trakt auf der Uferseite vorgeblendet sind, ebenso wie der gleichfalls hölzerne Aufbau ab, der den westlichen Flügel bekrönt. Er nimmt den Wellnessbereich mitsamt seiner Terrasse auf. Als Thema mit Variationen komponiert, geht dem Baukörper jede Monotonie ab, ohne dass dabei der Zusammenhang zwischen den Teilen preisgegeben wird. Folglich lässt sich gut darüber hinwegsehen, dass die 44 Zimmer des Hotels sehr konventionell entlang der weitgehend fensterlosen Flure aufgereiht sind.
Die Baukosten für die Herberge, die eine Nutzungsfläche von 1.800 Quadratmetern aufweist, beliefen sich auf 8,9 Millionen Euro. Auftraggeberin war Die Ostholsteiner (Eutin), ein gemeinnütziges Unternehmen, das die Selbstbestimmung und gesellschaftliche Integration von Menschen mit Behinderungen als Ziel benennt. Bereits kurz nach seiner Fertigstellung ist das Hotel mit dem schleswig-holsteinischen Landesbaukulturpreis 2022 in der Kategorie „Öffentliche Gebäude“ ausgezeichnet worden. Der beeindruckende Bau, in dem etwa auch Murals der Künstlerin Malene Landgreen (Kopenhagen) zu finden sind, weckt umso größere Erwartungen an das künftige Archäologische Landesmuseum in Rostock: Wuttke & Ringhoff Architekten gehörten dem Kollektiv an, das im vergangenen Jahr den Wettbewerb um die Planung des Ausstellungsgebäudes gewonnen hat. Der Neubau soll direkt am Stadthafen entstehen. (ree)
Fotos: Piet Niemann
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