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23.01.2017

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Portugiesische Interpretationssache

Informationszentrum von Spaceworkers


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Die Transromanica ist ein Zusammenschluss von Tourismusrouten, die Monumente der romanischen Ära europaweit miteinander verbindet. Durch die nordportugiesischen Täler Sousa, Douro und Tâmega führt die Teilstrecke Rota do Românico an 58 Kirchen, Klöstern, Brücken und Turmbauten aus der Frühzeit des Landes vorbei. An ihrem Startpunkt, einem großen Platz in Lousada, 40 Kilometer östlich von Porto, haben Spaceworkers eine architektonische Marke gesetzt. Im neuen Informationszentrum soll Wissen über Geschichte und Bedeutung der Epoche für Portugal vermittelt werden. Das Büro hatte auch schon in seinem an der Route liegenden Heimatort Paredes ein Schulhaus aus dem 19. Jahrhundert in eine ähnliche Einrichtung verwandelt.

Bereits in Paredes gingen die Architekten behutsam, wenn auch radikal mit dem baulichen Erbe zu Werke und markierten ihren Eingriff mit einem schwarzen Haus im Haus als räumliche Eroberung. Und auch in Lousada verstehen sie, wohl aus Respekt vor der Jahrhunderte alten, wild gewachsenen Nachbarschaft, ihr Bauwerk eher als Antithese zum streng gegliederten Bauen der Romanik. Zwar wirken die sieben Baukörper verschiedener Größe und Höhe wie vom nahegelegenen Weinberg herabgekullerte Würfel aus Stahlbeton, jedoch greifen sie mit ihren trapezförmigen Grundrissen nicht das Quadrat als Grundmaß auf. Auch durchdringen die einzelnen Volumina einander nicht, sondern liegen mit genügend großen Abständen – die als gläsern überdachte Erschließungswege fungieren – zueinander.

Durch die unter der Verglasung liegende, hölzerne Deckenkonstruktion fällt Tageslicht ein und wirft ein Schattenmuster auf die Außenwände der Kuben. Dass die Assoziation mit dem Lichtspiel von Kirchenfenstern gewollt ist, liegt nahe. Denn Spaceworkers verzichten nicht auf Referenzen, um das Centro de Interpretação do Românico trotz der weitreichenden Romanik-Verneinung zu seinem Programm in Bezug zu setzen: Das Gewände des Eingangsportales, hier ausgeführt in Sichtbeton mit sich deutlich abzeichnender Holzschalung, zitiert die charakteristische Massivität romanischer Bauwerke.

Der trotzende Eindruck wird im Inneren durch die mit schwarzer Farbe betonten Wandstärken der Durchbrüche noch verstärkt. Jeder der weiß verputzten Innenräume des Zentrums ahmt mit seinem Deckenausbau eine andere Gewölbeart nach und vermittelt den Eindruck eines sakral aufgeladenen Raumes. Jedoch erklärt sich die hier erzielte formale Monumentalität weder durch ein Glaubensbekenntnis noch durch konstruktive Logik, und so bleibt sie reiner Effekt – ähnlich der abends durch LED-Bänder erleuchteten, vermutlich ebenfalls als Interpretation mittelalterlicher Baukunst angelegten Kassettendecke. (kms)

Fotos: Sergio Pirrone


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Zum Thema:

Erst kürzlich haben Spaceworkers die Villa am Kap der Kleinstadt fertiggestellt.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

6

solong | 25.01.2017 10:21 Uhr

... ernst gemeinte Frage ...

... haftungsbefreiung ist ein mittel ... aber man muss dann auch nachweisen können, dass man dezidiert auf alle risiken hingewiesen hat ... sonst "pflückt" das im ernstfall jeder jurist auseinander ... die glasdachanschlüsse an den beton werden auch in portugal nicht lange gut aussehen ... da wird der beton einfach oft feucht ... und da "wächst und blüht dann so einiges" ... ein sauber detailierter 20 cm hoher integrierter dichtungsanschluss ... flächenbündig mit einem exakten alu-profil m hellem farbton ... wäre dann recht sicher + würde man kaum wahrnehmen ... von innen durch die uk-kante nicht und von außen nur wenn man "drüberfliegt" ...

5

tim | 25.01.2017 09:30 Uhr

@No.3

Die Planung & Ausführung der Details hat nichts mit meinem persönlichen Mut, meiner Kreativität zur Entwicklung non-konformer Details oder meinem Willen sauber detaillierte Architektur zu machen. Aber gemäß Gesetz müssen wir nun mal nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik bauen. Ich möchte nicht fünf Jahre lang für den Anschluss des Glasdaches an die Betonaußenwand haften; nicht bei unseren Wetterverhältnissen. Vor allem nicht, wenn das Wasser wie in Bild 36 mit Gefälle in diese Fuge laufen würde.

Mich nervt die Haftungskeule auch! Aber wie gehen Sie damit um? Lassen Sie sich vom Bauherren schriftlich befreien? Das ist eine ernst gemeinte Frage!

4

peter | 24.01.2017 15:52 Uhr

details

ja, auch hierzulande machbar, ist alles eine frage nach dem mut von bauherren und architekten. wir haben viel zuviel vorauseilenden gehorsam. dennoch scheint das gefühlte haftungsrisiko in portugal für architekten offenbar geringer zu sein.

3

M.Plante | 23.01.2017 23:14 Uhr

Details im Lande

Die Details sind auch hier im Lande möglich. Die wurden dort auch nur von Menschen gemacht. Machen statt zweifeln und meckern, dann klappt es auch!

2

tim | 23.01.2017 16:30 Uhr

beeindruckend

Großartig! Die Betonqualität wirkt gut, sauber aber lebendig. Tolle Details, die hierzulande unmöglich wären.

1

remko | 23.01.2017 15:49 Uhr

...

wie langweilig muss die zu erhaltene Information in diesem Zentrum sein, um sie mit so etwas tollem zu hinterlegen?

 
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