Man muss die weite, flache Landschaft mitdenken, starken Wind vom Meer oder am besten gleich schweres, regennasses Wetter. Denn auch wenn die Fotos das rundum erneuerte Vadehavscentret bei strahlendem Sonnenschein in Szene setzen, so geht es hier doch um eine Architektur, die dem wechselnden Wetter und den mitunter rauen Bedingungen in Küstennähe ausgesetzt ist. Den langgestreckten Bau mit seinem beeindruckenden skulpturalen Reetdach, den Dorte Mandrup Arkitekter (Kopenhagen) in der dänischen Provinz Jütland realisiert haben, sollte man also nicht so sehr als eine Schönwetter-Affäre sehen, sondern als ein Haus, das mit seinen dunklen Materialien und dem geschlossenen, geduckten Baukörper auch unter widrigen Bedingungen ästhetisch bestehen muss.
Man erkennt es nicht sofort, aber das Informationszentrum zum Thema Wattenmeer ist ein Umbau, wenn auch ein massiver. Eine bestehende Anlage mit teils historisch wertvoller Bausubstanz wurde in eine Vierflügel-Anlage mit einem geschützten Innenhof transformiert und um einen zusätzlichen Bauteil ergänzt, der direkt südlich des Hauptgebäudes liegt. Grundlage des Projekts war ein Wettbewerb, den die Kopenhagener Architekten Ende 2014 für sich entscheiden konnten.
Die starke formale Setzung des prägnanten Reetdachs sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Architekten regionale Bautraditionen vor Augen hatten. Flache, langestreckte Bauernhäuser prägen die Gegend. Der Umbau schließt hier an und setzt dabei eigene architektonische Akzente. Neben dem Reetdach prägen schmale, dunkel Holzlatten aus Robinie das Äußere. Die Diagonale als gestalterisches Element taucht immer wieder auf – sei es an den Dächern oder in Form einer langen Rampe, die vom Parkplatz her auf den neuen Haupteingang zuführt.
Das Innere kontrastiert merklich mit dem Äußeren und erfüllt die Erwartungen an zeitgenössische Ausstellungsräume. Hohe, helle Saalfolgen wurden geschaffen, die teilweise von oben belichtet werden und großzügig Platz für Ausstellungen zu Flora und Fauna des Wattenmeers bieten. Was sich nach außen als monolithischer Dachkörper abzeichnet, stellt sich im Inneren als vielfältiger, geknickter oberer Raumabschluss dar. Wer Schutz gefunden hat vor Regen und Wind, kommt also in einer freundlichen, behaglichen Atmosphäre an, in der man sich in aller Ruhe über den Naturraum Wattenmeer informieren kann, ohne durch den nasskalten Schlick stapfen zu müssen. (gh)
Fotos: Adam Mørk
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Johann Maier | 19.04.2017 12:04 UhrSchönes Gebäude,
leider blenden die Fotos vollkommen den Kontext aus und von den Fassaden sieht man auch nur Frontalaufnahmen oder Ausschnitte.