Fabrikgebäude, die nicht nur mit Effizienz in der Produktion, sondern auch mit gestalterischen Qualitäten glänzen, sucht man dieser Tage oft vergeblich. Hier sticht der neue Stammsitz von Taiwans größtem und ältestem fleischverarbeitendem Betrieb T-Ham angenehm heraus. Das von der WZWX Architecture Group (Taipei, Shanghai) entworfene Fabrikgebäude lässt deutliche Assoziationen zu den Meistern der klassischen Moderne erkennen, ohne diese aber auf historisierende Weise überzustrapazieren und vermag es so, eine eigene Identität zu schaffen.
Der Bau ist in zwei Hauptbereiche untergliedert. Die Verwaltung sowie die Kantine werden via Glasfront mit viel natürlichem Tageslicht versorgt. Der Produktions- und Lagerbereich dagegen besteht ganz funktional aus dick isolierten, fensterlosen Wänden, um ihn effizient auf -35 bis 13 Grad herunter kühlen zu können. Verkleidet ist die Fassade mit in der Region üblichen braunen Tonfliesen, die das Bauwerk vor Sonneneinstrahlung und Regenfällen schützen sollen.
Besonderes Augenmerk mussten die Architekt*innen darauf legen, dass die in der Fleischverarbeitung geforderte strikte Trennung von rohem und gekochtem Fleisch eingehalten wird. Die Angestellten der unterschiedlichen Bereiche benutzen deshalb getrennte Eingänge und Umkleideräume. Lüftungskanäle und sogar die Kantine sind separiert und farblich gekennzeichnet. Vor dem Fabrikgebäude befindet sich der von den Architekt*innen sogenannte „Eingangstunnel“. Er verfügt über kreisförmige Oberlichter, durch die Tageslicht ins Innere gelangt. Als eigenständiges Gebäude vor der Fabrikanlage wurde zudem ein Restaurant und ein Shop errichtet. Die Anlage produziert die komplette Produktpalette des Betriebs und erfüllt als einzige in Taiwan auch die strengen Exportauflagen für die Märkte in Japan und Singapur.
Ein besonderes Charakteristikum sind die auf dem Dach aufragenden Fahrstuhlschächte. Ihre Größen richten sich nach den jeweiligen Funktionen und beziehen sie sich laut Architekt*innen zugleich auf den nahegelegenen Gebirgszug. Die Aufbauten geben dem Fabrikgebäude eine skulpturale Identität. Die geschaffene Aufenthaltsqualität auf dem Dach können die Mitarbeiter*innen in ihrer Pause nutzen.
(tl)
Fotos: Fernando Guerra
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ulf | 31.07.2019 16:00 Uhrdie 70er
lassen grüßen. das ist ja Brutalismus in reinster form! wollen wir wirklich wieder dahin? das stimmt vielleicht von den Proportionen, aber ansonsten kann ich dem nichts abgewinnen. hey, wo sind die innovativen beiträge?!