Silberne Hülle, retrofuturistisch windschiefe Konstruktion: Ist da auf der grünen Wiese im Süden von Schweinfurt still und heimlich ein riesiger Weltraumbahnhof entstanden? Etwas entfernt Verwandtes vielleicht. Denn in Wahrheit ist das Gebäude des Büros Tchoban Voss Architekten (Hamburg) das neue Großlager-Testcenter der Firma SKF in Schweinfurt – mit einer Halle allerdings, in die durchaus kleinere Raumschiff passen.
Das Prüfzentrum dient nämlich zum Test von Großlagern für Windkraftanlagen, den Schiffs- und Bergbau sowie der Papier-, Zement- und Stahlindustrie. Mit Prüfständen, die Kräfte bis zu zehn Meganewton entwickeln können, ist es die weltweit leistungsfähigste Einrichtung ihrer Art und das Zentrum damit Vorreiter in Sachen regenerativer Energien und energieeffizienter Technologien. Allerdings liest man bei Wikipedia auch: Meganewton ist eine Einheit, die bezüglich der Schubkräfte großer Feststoffraketen verwendet wird – also doch etwas mit Weltraum?
Das unter der Federführung von Ekkehard Voss entworfene Zentrum ist nach Sven Wingquist benannt, dem Gründer des schwedischen Unternehmens. Der Komplex gehört zum einige hundert Meter entfernt liegenden Hochhaus von SKF und wurde deshalb in einer Corporate Architecture an die Formensprache des Unternehmens angepasst. Die sowohl an der Hülle als auch im Inneren verwendeten abgerundeten Ecken sind dem Firmenlogo nachempfunden, ebenso Gestalt und Materialität des Neubaus, die Identität und Know-How des Technologieunternehmens widerspiegeln sollen.
Architektonisches Grundmotiv bilden zwei parallele, zueinander versetzte Volumen in abgeschrägter Form. Die Nutzung der Gebäude ist, das mach die dynamischen Schrägen schon von weitem klar machen, der Kraft des Windes verschrieben. Nur gut, dass beide Hallen mit ihren Köcherfundamenten fest verankert sind, sonst hätte sie ein Luftstoß womöglich schon davon getragen. Knapp 6.000 Quadratmeter Geschossfläche umfasst das Zentrum, die größere Halle mit den Prüfständen für Großlager wird über einen 110 Tonnen tragenden Brückenkran organisiert. Die kleinere, mit zwei Geschossen ausgestattete Halle ist für Technik, Lager, Besprechungen und Seminare vorgesehen. (kat)
Fotos: Hans Jürgen Landes
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
2
Archi Tekt | 02.08.2017 09:12 UhrGut
Insgesamt ein sehr schönes Projekt. Besonders gefallen die Sichtbeziehungen zwischen Nebenräumen und Halle - der dadurch entstehende Kontrast zwischen der kühlen Ästhetik der Nebenräume und dem industriellen Charme der Testhalle ist spannend.
@ Vorposter: Der Link funktioniert leider nicht.
@ Redaktion: Wissen sollte besser nicht einzig aus Wikipedia bezogen werden ;)