Ein Museum einem noch lebenden Künstler zu widmen, bleibt eine doch eher seltene Ehre. Dass dem Litauer Stasys Eidrigevičius diese Auszeichnung zuteilwurde, verdankt sich nicht zuletzt seiner internationalen Bekanntheit, die weit über die Grenzen des Baltikums hinausreicht.
Errichtet wurde das Museum in der Stadt Panevėžys, in deren Nähe der Künstler aufwuchs. Zu dem viergeschossigen Bau gesellt sich außerdem ein kleines, pavillonartiges Gebäude, in dem ein Kino untergebracht wurde. Der Entwurf für das von der Stadt beauftragte, rund 10 Millionen teure Ensemble stammt von Implmnt architects aus Vilnius, die 2018 den zugehörigen Wettbewerb für sich entschieden. Das Projekt wurde zum Teil durch EU-Fördergelder finanziert.
Die Werke Eidrigevičius’, der in den Bereichen Malerei, Grafik, Fotografie, Bühnenbild sowie Regie und Performance arbeitet, sind unter anderem im British Museum und im MoMA in New York ausgestellt. In einem offenen Brief an die am Wettbewerb teilnehmenden Architekt*innen formulierte der Künstler drei Leitbegriffe, die den Entwurf maßgeblich prägen sollten: Einfachheit, Logik und Fantasie.
Einfachheit und Logik spiegeln sich sowohl in den schlichten Volumen als auch im klar strukturierten Raumprogramm wider. Auf einer Fläche von 4.130 Quadratmetern nimmt das Stasys Museum neben der permanenten Sammlung der Werke von Eidrigevičius auch Räume für Wechselausstellungen und Kunstveranstaltungen auf. Das Erdgeschoss öffnet sich mit einer verglasten Fassade zum öffentlichen Raum und beherbergt Eingangsbereich sowie Cafeteria. Im ersten Obergeschoss sind Bildungs- und Verwaltungsbereiche untergebracht, während sich die Ausstellungsflächen über die beiden oberen Etagen erstrecken. Auf dem Dach erlaubt eine Terrasse den Blick auf Panevėžys und seine Umgebung.
Das kleinere, kubusförmige Volumen ordneten die Architekt*innen in einem 45-Grad-Winkel zum länglichen Museumsbau an. Es nimmt einen nicht-kommerziellen Kinosaal auf und ersetzt einen Vorgängerbau. Darüber sitzt ein transparenter, nach oben offener Raum, der den öffentlichen Platz erweitert. Letzterer wurde ebenfalls von Implmnt gestaltet und soll auch für Veranstaltungen wie Freiluftkino, Konzerte oder Performances genutzt werden.
Röhrenartige Bänke und aus dem Boden ragende Lüftungsschächte aus Metall setzen einen verspielten Kontrast zu den hellen Betonfassaden und deuten auf die Umsetzung des dritten Leitbegriffs hin. Erst bei genauerem Hinsehen findet sich eine fantasievolle Ausführung auch in den strukturierten Fassaden wieder, in die ein Punkt- beziehungsweise Linienmuster eingearbeitet wurde. (dsm)
Fotos: Norbert Tukaj
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