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28.01.2019

50 Jahre Boston City Hall

Ikone des Brutalismus feiert Geburtstag


Von Felix Torkar

Zur Eröffnung waren sich alle einig: Bostons neues Rathaus von Kallmann McKinnell & Knowles ist der ganz große Wurf. So monumental, so gewagt, so staatstragend, so innovativ. Eine futuristische Kathedrale der fürsorglichen Stadt, die dem Bürger zugleich Transparenz verspricht. Nicht durch Glasfassaden, sondern indem das Innere schon von außen ablesbar ist. Öffentliche Bereiche unten, zeremonielle Räume wie Ratssäle und Bürgermeisterbüro darüber, Büros als kolossales Attikafries – dazu alles streng materialsichtig, um zu zeigen, wie alles zusammenhält und zu zeigen: hier wird nichts versteckt.

Auch 15 Jahre später waren sich wieder alle einig: Bostons neues Rathaus ist eine Katastrophe und sollte besser heute als morgen abgerissen werden. Verwirrende Split-Level-Layouts, fehlende Instandhaltung, ein riesiger kahler Vorplatz und Korruptionsskandale verwandelten den Bau in der öffentlichen Wahrnehmung in Rekordzeit zur finsteren Burg. Dass er heute noch fast unverändert dasteht, grenzt an ein Wunder.

Ein halbes Jahrhundert nach der Eröffnung wird nun erstmals im großen Stil umgebaut. Senatssaal, Lobby und Außenbeleuchtung wurden bereits modernisiert, wobei die Substanz jeweils erfreulicherweise erhalten blieb. Die Maßnahmen bilden gleichzeitig den Auftakt für eine größere Umstrukturierung im Inneren sowie einer völligen Neugestaltung des Vorplatzes ab 2020. Wie eine aus der Form geratene Version von Sienas Piazza del Campo funktioniert der Platz, Bostons nasskaltem Wetter ausgesetzt, wie eine innerstädtische Brache. Im ursprünglichen Entwurf vorgesehene Geschäfte wurden nie realisiert. Nun sollen reichlich Bäume, Bänke und Unterteilungen die Anlage beleben.

Dass Boston mit seinem brutalistischen Erbe so umsichtig umgeht und es gleichzeitig weiterdenkt, zeigt neue Begeisterung für den Brutalismus. Während an vielen Stellen immer noch großflächig abgerissen wird, stehen zunehmend mehr Bauwerke unter Denkmalschutz. Gleichzeitig erfreuen sich Initiativen wie SOS Brutalism wachsender Beliebtheit. Die von BauNetz gehostete Datenbank des Deutschen Architekturmuseums und der Wüstenrot Stiftung wuchs in den letzten drei Jahren auf weit über 1.000 Projekte und erfreut Fans weiter mit Neuentdeckungen. Auch Architekten wenden sich dem Stil wieder zu. Projekte wie die Engineering and Technology University von Grafton Architects + Shell Arquitectos sind Vorboten einer neobrutalistischen Renaissance.


Zum Thema:

www.sosbrutalism.org


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Boston City Hall, Aufnahmen von 1981, 13 Jahre nach ihrer Fertigstellung

Boston City Hall, Aufnahmen von 1981, 13 Jahre nach ihrer Fertigstellung

Boston City Hall, Aufnahme von 2013

Boston City Hall, Aufnahme von 2013

 Neue Außenbeleuchtung für die Boston City Hall von utile Architecture & Planning (Boston) aus dem Jahr 2017

Neue Außenbeleuchtung für die Boston City Hall von utile Architecture & Planning (Boston) aus dem Jahr 2017

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