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14.11.2024

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Neuer Anlauf in Berlin

Ideenwettbewerb zum Tempelhofer Feld ausgelobt


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Der Wettbewerb für eine mögliche Randbebauung des Tempelhofer Feldes hat begonnen. Seit gestern steht die Auslobung im Netz. Eine solche Nachricht hätte 2014 wohl kaum jemand für möglich gehalten. Vor zehn Jahren stimmten die Berliner*innen in einem Volksentscheid für den Erhalt des Tempelhofer Feldes als Freifläche – und straften damit auch die von vielen Seiten als undurchdacht kritisierten Bebauungsideen des Senats ab. Seitdem gilt das „Gesetz zum Erhalt des Tempelhofer Feldes“ (ThF-Gesetz). Es verbietet jegliche Baumaßnahmen.

Die Zeiten haben sich geändert. Der Druck auf dem Wohnungsmarkt wächst, die vielen Hektar Freifläche inmitten der aus allen Nähten platzenden Stadt wecken Begehrlichkeiten. Mit diesem Argument startet die amtierende Berliner Regierungskoalition aus CDU und SPD nun einen neuen Anlauf für eine Randbebauung auf der landeseigenen Fläche. Klar ist, dass sie für eine Gesetzesänderung nicht nur die Argumente der gut organisierten Bürgerinitiative hören, sondern auch die Ergebnisse der beiden von ihr initiierten Dialogwerkstätten beachten muss. Deren Teilnehmer*innen unterstrichen im September die Bedeutung des Tempelhofer Feldes für den Naturschutz und sprachen sich mehrheitlich für den Erhalt in seiner jetzigen Form aus.

Daher hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nun nicht wie ursprünglich geplant einen stadtplanerischen, sondern einen stadt- und freiraumplanerischen Ideenwettbewerb ausgelobt. Er ist offen, international und zweiphasig, adressiert werden Büros der Architektur, Stadt- und Freiraumplanung. Zwanzig Entwürfe sollen in die zweite Runde kommen, für deren Teams sind Aufwandsentschädigungen vorgesehen. Für die nötige Verfahrenstransparenz ist gesorgt. Denn im Vergleich zur derzeit in Berlin häufig angewandten, schwer durchschaubaren Form des Werkstattverfahrens geht es hier um einen bei der Architektenkammer registrierten Wettbewerb nach RPW.

Die Worte in der Wettbewerbsauslobung sind sorgfältig gewählt: Man wolle „Optionen für eine behutsame Randbebauung auf dem Tempelhofer Feld“ prüfen, heißt es darin. Entwürfe seien gesucht, „die eine Bandbreite von nachhaltigen Nutzungen mit oder ohne eine behutsame Randbebauung abbilden“. Ziel sei es, „unterschiedliche Entwürfe zu erhalten, die das Potenzial des Tempelhofer Feldes ausschöpfen und gleichzeitig den vielfältigen Interessen der Berliner Bevölkerung gerecht werden.“

Interessant ist schließlich die Besetzung des Preisgerichts. Die Kopenhagener Stadtarchitektin Camilla van Deurs, Ulms Baubürgermeister Tim von Winning, die Bremer Senatsbaudirektorin Iris Reuther und ihre Berliner Amtskollegin Petra Kahlfeldt sowie die Zürcher Landschaftsarchitektin Maren Brakebusch und ihr Rotterdamer Fachkollege Peter Veenstra entscheiden aufseiten der Fachpreisrichter. Fünf Vertreter*innen der Themengruppen der Dialogwerkstatt bilden die Sachpreisrichtergruppe.

Was mit den Ergebnissen passiert, bleibt vage. Der Wettbewerb sei „Teil eines breiten Dialogprozesses, der die Öffentlichkeit in die Diskussion über die zukünftige Nutzung des Tempelhofer Feldes einbindet“, heißt es in der Präambel der Ausschreibung. Zur dritten und letzten Dialogwerkstatt am 12. und 13. Juli 2025 sollen die Entwürfe diskutiert und Empfehlungen für die Zukunft des Tempelhofer Feldes erarbeitet werden. Das Preisgericht der ersten Phase tagt am 21./22. Februar 2025. (fm)


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

3

arcseyler | 14.11.2024 17:44 Uhr

.de

Zum Gestalterischen:
Eigentlich reicht es, nur die beiden wesentlichen Freihaltungen offen zu halten. Die breite Ostwestschneise der beiden Rollbahnen zwischen Tempelhof und Neukölln und den inneren Flughafenkreisel. Beides riesige Formen die die jetzige Großzügigkeit ausmachen. Das ergibt große Bauflächen in Nord und Süd, die dem Ganzen nicht fehlen. Kein schüchternes Geknabber am Rand, sondern großzügige Definition des Raums wie schon durch das Flughafengebäude. Kaliber Gleisdreieck, nur größer.
Politik ist natürlich was ganz anderes.

2

Hinrich Schoppe | 14.11.2024 16:13 Uhr

Begriffsstutzig

Wann begreift die Obrigkeit, dass dort keine Bebauung gewünscht wird?
Wir brauchen in Berlin keine weitere Verdichtung, wenn die vorhandenen Ressourcen endlich genutzt würden.
In dem Zusammenhang gehören insbesondere die unsinnigen Abbrisse (Jahn-Stadion, SEZ) und diese bitte schon schon gar nicht für vollkommen verblödete Büroneubauten (rund um den Zoo bzw. Richtung Urania wird offenbar gerade alles planiert wird, was vor 1990 gebaut worden ist).
Wann schafft es diese Kommune endlich mal Anreize für Umnutzung von Bestand in Wohnen zu schaffen? Das ist das Einzige, was im Zuge von home-office usw. gebraucht wird. Und die nächste Mikrobenkrise kommt bestimmt, wo sich wieder alle zu Hause verschanzen dürfen.
Ich frage mich zwar auch, welcher Investor immer noch Büros finanziert, aber es hat ja mittlerweile auch schon diverse Pleiten gegeben. Vielleicht hilft das mal endlich.
Es gibt dazu genug hippe Leute in Berlin, die keine Küche-zimmer-Bad-Grundriss wünschen, sondern freie Wohn- und Lebensformen, für die sich insbesondere schrottige Büro- und Hotelbauten der Spätmoderne eignen.
Und diese ständigen nervigen Hotel-Umgruppierungen können auch im Bestand stattfinden; vielleicht tauschen die verbliebenen zweieinhalb Ketten einfach mal ihre Häuser?
Wie man Bestand umbaut - natürlich klimakonform, ich vergass - wissen die Architekten, man braucht sie bloß fragen. Also zumindest die, die nicht nur schick aussehende Blobs aus ihren BIM-fähigen Rechnern purzeln lassen.
Damit zu guter Letzt auch meine Berufsgruppe ihr Fett abbekommt.
Gefordert ist allerdings erst einmal die Politik und die Bausenatorin auf ihrer Wolke 7.
Schönen Gruß aus der Praxis; eigentlich müsste sie diese noch kennen.
Danke.

1

Hirsch | 14.11.2024 16:04 Uhr

Skandalös

Es ist schon eine unglaubliche Dreistheit, mit der der Senat so lange merkwürdige Dialogforen und Ausschreibungen aneinanderreiht, um irgendwie eine Bebauung durchzusetzen. Bisher hat sich in allen Beteiligungsformaten die Bevölkerung gegen jegliche Bebauung ausgesprochen, dies sollte langsam einmal respektiert werden.

Die Wohnungskrise in Berlin lässt sich nicht auf dem Tempelhofer Feld lösen, auch wenn dieser Eindruck von einigen Politikern erweckt wird. Der Senat und die Bezirksregierungen verhindern überall Neubau und suchen nun eine einfache Scheinlösung, um ihr durchgehendes Versagen zu kaschieren.

Würden die Berliner Kommunalpolitiker endlich mal ihre Arbeit vernünftig machen, dann könnte schon jetzt berlinweit viel mehr gebaut werden als es getan wird. Und das Tempelhofer Feld könnte, wie von der Bevölkerung gewünscht, dauerhaft frei bleiben.

 
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Luftaufnahme des Tempelhofer Feldes aus dem Jahr 2022, Foto: RealPixelStreet über Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0

Luftaufnahme des Tempelhofer Feldes aus dem Jahr 2022, Foto: RealPixelStreet über Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0

Das in der Auslobung markierte Areal des Tempelhofer Feldes

Das in der Auslobung markierte Areal des Tempelhofer Feldes


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