„Luisenblock Ost“ ist der prosaische Titel eines städtebaulichen Ideenwettbewerbs, der Ende letzter Woche in Berlin entschieden wurde und der eine großartige städtebauliche Idee zum Abschluss führen soll. Denn damit werde das Band des Bundes „kongenial vollendet“, wie die Lokalpresse schreibt. Band des Bundes? Die Bauten von Schultes (Kanzleramt) und Braunfels (Paul-Löbe- und Marie-Elisabeth-Lüders-Haus) sind seit Jahren fertig. Fehlt denn da noch etwas? Ja, nach Axel Schultes ebenso simpler wie bildmächtiger Idee des „Bandes des Bundes“ steht bislang noch der östliche Abschluss aus.
Um diesem Mangel abzuhelfen, hat die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nun den genannten Wettbewerb durchgeführt. Mit Axel Schultes im Preisgericht wurden folgende Preisträger gekürt:
1. Preis: Kusus + Kusus Architekten (26.600 Euro)
2. Preis: Gorenflos Architekten (17.000 Euro)
3. Preis: Ortner & Ortner Baukunst (10.000 Euro)
Ankauf: Kleihues + Kleihues Gesellschaft von Architekten (7.000 Euro)
Ankauf: Christine Edmaier + Office Regina Poly (7.000 Euro)
Alle Büros, die Preise und Ankäufe erhielten, sind in Berlin ansässig. Das Büro Kusus + Kusus besteht aus dem 39-jährigen Ramsi Kusus und seiner Frau Karin. Beide haben eine Zeitlang für Stephan Braunfels gearbeitet.
Kusus + Kusus sehen eine Erweiterung des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses bis zur Luisenstraße vor sowie weitere Bürogebäude für den Bundestag östlich der Luisenstraße. Diese Bauten sollen eine im Grundriss abgerundete Form erhalten, die in Anlehnung an den Kanzlergarten am westlichen Ende des Bandes des Bundes gestaltet sind.
Senatsbaudirektorin Regula Lüscher ist zufrieden mit dem Siegerprojekt: „Die große Herausforderung der Aufgabe lag darin, die denkmalgeschützten Altbauten in die Erweiterungsplanung für den Deutschen Bundestag zu integrieren. Dem siegreichen Konzept gelingt es in überzeugender Weise, diese einzubinden und dennoch einen harmonischen und signifikanten östlichen Abschluss des Bandes des Bundes zu schaffen. Auch die Kette städtischer Blöcke entlang dem Stadtbahnviadukt wird sehr schlüssig bis zur Spree fortgeführt.“
Das Wettbewerbsgebiet befindet sich östlich der bestehenden Bauten des Bundestages an und wird begrenzt im Norden vom Stadtbahnviadukt, im Süden von der Spree und im Westen von der Luisenstraße.
Ziel des Wettbewerbs war, Ideen für die städtebauliche Entwicklung dieses Bereiches zu finden, der heute durch eine Mischung aus denkmalgeschützten Bürogebäuden und Hallen, erhaltenswerten Wohn- und Geschäftshäusern und abrissreifer (Platten-)Bausubstanz geprägt ist. In Zukunft sind hier Erweiterungsmöglichkeiten des Deutschen Bundestages vorgesehen. Daneben sollen in dem Gebiet auch allgemeine städtische Nutzungen Platz finden.
Ein Termin für die Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten steht noch nicht fest.
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
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betong | 09.10.2009 01:19 Uhrverschwommener stadtraum, wettbewerbswesen ade
einen prägnanten und intelligenten abschluss für das band des bundes findet dieser entwurf sicher nicht.
den abschluß des klar gegliederten und strengen baukörpers soll ein plumpes, amorph-geformtes gebäude bilden, welches lediglich durch die außenkanten einen bezug zum bestand herstellt und mit Hilfe eines dilettantischen versuchs eines formkontrasts eine art eigenständigkeit zu erzeugen versucht.
dieser versuch scheitert jedoch gänzlich, betrachtet man die eher vulgär anmutenden, unsensibel eingefügten atrien, die im Gegensatz zum band bundes eindimensionale fassade, die geradezu einschläfernde raumfolgen, ...
die durchführung von wettbewerben erscheint obsolet, bedenkt man, dass der Gewinnerentwurf wenige der gefordeten leistungen erfüllt (dichteanforderung, denkmamlschutz, ...), alle nachgereihten Entwürfe augenscheinlich besser sind und eine herausragende Qualität des Entwurfes nicht erkennbar ist.