Die Galerie für Zeitgenössische Kunst (GfZK) in Leipzig ist auf drei Gebäude in einem öffentlich zugängigen Garten verteilt. Da ist erstens die Villa, 1998 umgebaut durch den Architekten Peter Kulka, und zweitens der Neubau von as-if Architekten (Berlin). Sie beherbergen die Ausstellungsräume, zwei Einliegerwohnungen, Veranstaltungsräume, Café und Museumsshop. Drittens gibt es das ehemalige Kutscherhaus, in dem Künstler Hotelapartments eingerichtet haben. In diesem Dreiklang bilden die Häuser eine Hofsituation, die die Gartenfläche kaum durchbricht.
Die GfZK versteht sich als Ort für Diskurs, künstlerisches Arbeiten und Wissensproduktion und als Plattform der internationalen Gegenwartskunst. Die Leitung der GfZK will den Ort stetig weiterentwickeln. Eine Idee ist die eines „GfZK-Campus“, für den die bestehenden Häuser durch einen Ort mit neuem Nutzungskonzept im Garten ergänzt werden sollen. Nicht zuletzt will die Galerie damit auf die Problematik der schwindenden Kreativräume hinweisen und Ideen anstoßen, die dieser Entwicklung entgegenwirken.
Mit Unterstützung von W&V Architekten aus Leipzig lud die Galerie Architekturstudierende und junge Absolventen aus Aachen, Berlin, Weimar und Zürich zu einem Ideenwettbewerb ein. Die Teilnehmer sollten einen Ort entwickeln, der neben Arbeits- und Proberäumen auch Übernachtungs- und Rückzugsmöglichkeiten für Projektbeteiligte bietet. Der Baukörper sollte möglichst multifunktional, leicht und wandelbar sein und die angestrebten Kooperationen mit den umliegenden Hochschulen durch frei zugängliche Präsentationen im Gartenareal ermöglichen. Den Baumbestand galt es weitestgehend zu erhalten.
Die Jury, unter anderem Stefanie Kaindl von as-if Architekten und Matthias Brühl vom GfZK-Förderkreis, vergab unter den 15 eingereichten Projekten keinen 1. Preis, sondern zwei 2. Preise und einen 3. Preis, außerdem zwei Ankäufe und zwei Anerkennungen:
- ein 2. Preis: Julian Griese, Bauhaus-Universität Weimar
- ein 2. Preis: Yanik Wagner, Universität der Künste Berlin
- 3. Preis: Niklas Fanelsa, Atelier Fanelsa
- Ankauf: Sophia Melliou, Universität der Künste Berlin
- Ankauf: Jonatan Egli, Sonja Flury, Lena Scheiwiller, ETH Zürich
- Anerkennung: Nastassia Sysoyeva, Vera Henna Marschall,
Bauhaus-Universität Weimar
- Anerkennung: Alexander Schmid, ETH Zürich
Julian Griese (ein 2. Preis) überzeugte die Jury durch gelbe, beliebig kombinierbare und frei platzierbare Module, in denen die Preisrichter eine hohe architektonische Flexibilität sowie eine starke Präsenz und Zugänglichkeit erkannten, die die Arbeitsweise der GfZK unterstreiche. Yanik Wagner (ein 2. Preis) möchte eine leichte Stahlskelett-Konstruktion an das ehemalige Kutscherhaus anfügen. Die Jury lobte, wie er den offenen Raum bei gleichzeitiger Verdichtung und das bestehende Ensemble der drei Gebäude als „Insel“ unverändert beibehält. Einen anderen Ansatz verfolgt Niklas Fanelsa, der das Areal mit einem Grundgerüst überzieht, das diverse Erweiterungsideen denkbar macht. Hier gefiel der Jury der Werkstattcharakter, der auf einen Ort des Arbeitens und Kommunizierens verweist.
Mit den Ideen des Wettbewerbs wollen die Auslober die Zukunft der GfZK weiterdenken. Ob von den Entwürfen etwas realisiert wird, ist offen.
Text: Elisabeth Haentjes
Zum Thema:
Vom 14. Juli 2018 bis 23. September 2018 sind die Ergebnisse in der GfZK zu sehen.
www.gfzk.de