Die Asse, ein Höhenzug bei Wolfenbüttel im östlichen Niedersachsen, ist ein Synonym für das gleichnamige Atommülllager: Tausende Fässer mit radioaktiven Abfällen sind hier in dem ehemaligen Salzbergwerk gelagert. 2013 wurde die Stilllegung der maroden Schachtanlage Asse II beschlossen – die Region steht damit vor großen Herausforderungen.
Ein städtebaulicher Ideenwettbewerb sucht nun nach Strategien und Technologien für die Rückholung des Atommülls. Entwickelt und begleitet vom Institut for Sustainable Urbanism der Technischen Universität Braunschweig unter Leitung von Vanessa Miriam Carlow wollen der Landkreis Wolfenbüttel und die Samtgemeinde Elm-Asse bewusst das Mittel des kooperativen Wettbewerbs nutzen, um die Ortsidentität zu stärken. Unter dem Auslobungstitel „Innovations- und Kompetenzzentrum für die Asse“ sollen in der Gemeinde Remlingen auf einem zehn Hektar großen Gelände ingenieurtechnische Entwicklungen und Forschung zum Thema der Rückholungstechnologie gebündelt werden.
Drei Teams waren Ende April zu dem Ideenwettbewerb eingeladen, Anfang Juli wurde entschieden. Die Jury unter Vorsitz von Carola Dietrich (Allmann Sattler Wappner Architekten, München) vergab folgende Preise:
- 1. Preis: Arge Teleinternetcafe Treibhaus (Berlin/Hamburg)
- 2. Preis: carsten meier architekten stadtplaner (Braunschweig)
- 3. Preis: CITYFÖRSTER (Berlin, Hamburg, Hannover, Oslo, Rotterdam) zusammen mit chora blau landschaftsarchitektur (Hannover)
„Aufgabe war es, die städtebaulichen, architektonischen und freiräumlichen Antworten auf die brisante Frage des gesellschaftlichen Umgangs mit Altlasten im ländlichen Raum zu finden, die bundesweiten und internationalen Modellcharakter haben. Das ist dem jungen Siegerteam in besonderer Weise gelungen“, lobt Carola Dietrich.
Der Siegerentwurf „Forum Asse“ der
Arge Teleinternetcafe Treibhaus sieht den zukünftigen Campus als integralen Bestandteil des Dorfes. Die kompakte Campusstruktur soll sich größtenteils aus dreigeschossigen Hofgebäuden mit integrierten Hallen zusammensetzen. Dadurch ergeben sich zentrale Freiräume wie das „Forum“ und das „Foyer“, die Möglichkeiten zum campusinternen Austausch bieten sollen.
Einen wichtigen Anknüpfungspunkt soll die bisher durch die Rematec GmbH genutzte Industriehalle am östlichen Rand des Dorfes bilden. Der Siegerentwurf will die Potentiale der Halle nutzen und schlägt deren Erhalt mit einer Nachnutzung vor. Das zu Teilen öffentlich genutzte Fabrikgebäude soll eine wichtige Verbindung zu bestehenden Bildungs- und Freizeiteinrichtungen des Dorfes Remlingen werden. Diese „Bildungslandschaft“ sieht kooperative Projekte und gemeinschaftlich genutzte Einrichtungen wie eine Mensa vor. Beteiligungsformate und Bürgerforen sollen die Entwicklung des Campus auf eine breite Basis stellen, so dass in nicht allzu langer Zukunft das Dorf den „Tag der Asse“ feiern kann.
Zum Thema:
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