Gerade freie Ideenwettbewerbe bemühen sich oft um einen höheren Sinn, thematisiert werden dann zum Beispiel Glaube, Kultur oder Ökologie. Die internationale Wettbewerbsplattform [AC-CA] geht da in ihrer zehnten Runde einen anderen Weg. Die Veranstalter wissen: In schweren Zeiten hilft manchmal nur noch Alkohol. Aufgabe war es, mitten in Paris direkt an der Seine eine Champagnerbar zu entwerfen. Das Ergebnis:
- 1. Preis: Pedro Manuel Araújo, Michael Oliveira
- 2. Preis: Tomas Ghisellini, Andrea Andreotti, Nicola Cataldo
- 3. Preis: Joon Bom Shim
Anerkennungen:
- Frank Dittel, Andreas Blödow, Vera Kölblin, Belinda Pradella
- Szymon Nowakowski, Jedrzej Pawlaczyk, Dorota Piechocinska
- Alan Lau, Sand Helsel, Vivian Johnny
- Kwang Min Lee, Jae Hyun Kim, Hyung Gyu Kim, Kenny Kim
- Luiz Eduardo Lupatini
- Hideaki Nishimura
- Oliwia Stachowska, Anna Sokalska
Mit dem Entwurf namens
Le Palais du Champagne von
Pedro Manuel Araújo und
Michael Oliveira aus Portugal hat der Wettbewerb einen würdigen Gewinner. Ihr eleganter Pavillon thematisiert mit seinen Bögen die Lage am Wasser, erinnert mit seiner goldenen Farbigkeit aber auch an die Fünfzigerjahre. Der doppelgeschossige Glaskasten bietet außerdem im Außenraum die richtigen Proportionen, während die zweite Ebene im Inneren ein vielschichtiges gesellschaftliches Spiel ermöglicht.
Die Preise Zwei und Drei machen dagegen den Fehler, am Ende nicht wirklich zur Bauaufgabe zu stehen. Anstatt sich selbstbewusst am Fluss zu positionieren, ducken sie sich in die Uferböschung, als ob Luxus Sünde wäre. So konnte das natürlich nichts werden.
Wie bei solchen Ideenwettbewerben üblich, ist eine konkrete Realisierung erst mal nicht beabsichtigt. Im Gegensatz zu all den Weltverbesserungsmaßnahmen könnte die Champagnerbar allerdings tatsächlich eine Chance haben. Denn gerade im Zentrum von Paris hat Dekadenz ja nun schon seit Jahrhunderten Konjunktur.
(sb)
Zum Thema:
www.ac-ca.org
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John Robie | 25.08.2014 19:38 UhrDanke, sb, für ...
... diesen schönen Satz: "Denn gerade im Zentrum von Paris hat Dekadenz ja nun schon seit Jahrhunderten Konjunktur."
Weniger dankbar wäre ich als Gast, müsste ich auf diesen Hockern sitzen, die sich heutzutage keine Mensa mehr ihren Studenten zuzumuten traute. Von den unmotivierten Bögen und Zipfeln mal ganz zu schweigen.
Joon Bom Shims Entwurf passt sich hervorragend an, aber Bild Nr. 10 lässt mich zweifeln, dass er weiß, wie die Seine riecht.
"In schweren Zeiten hilft manchmal nur noch Alkohol."
Sieht man davon ab, dass in wirklich schweren Zeiten der Alkohol eher aus Getreide oder Kartoffeln gewonnen wird: Mich würde das Rauschen im deutschen Blätterwald amüsieren, das sich mit großer Wahrscheinlichkeit erhöbe, schriebe man in der deutschen Hauptstadt einen Ideenwettbewerb für eine Champagnerbar aus.