Die New Yorker Pennsylvania Station ist in mehrfacher Hinsicht ein historischer Ort. Der ursprüngliche Bahnhof von 1910, dessen Hauptfassade dem Brandenburger Tor nachempfundenen war, wurde unter großem Protest 1962 abgerissen. Gleichzeitig markierte dieses Ereignis jedoch auch ein Wendepunkt im Umgang New Yorks mit historischen Monumenten. Anstelle des alten Gebäudes erhielt New York einen unterirdischen Bahnhof, der zu den hässlichsten des ganzen Kontinents gezählt wird. Darüber entstand jedoch mit dem Madison Square Garden ein Veranstaltungsort, der sich seinerseits tief ins Bewusstsein der New Yorker einschreiben konnte.
Dessen Zeit läuft nun jedoch langsam ab, und es wird heiß diskutiert, wie lange die Pacht, dieses eine Mal noch, verlängert werden soll. Denn anstelle der Arena soll hier innerhalb des nächsten Jahrzehnts wieder ein Bahnhof entstehen, allerdings kombiniert mit jeder Menge Shopping- und Büroflächen. Nun gibt es erste Pläne, die die Municipal Art Society zur Belebung der Diskussion bei den Büros Shop Architects, SOM, H3 Hardy und Diller & Scofidio & Renfro in Auftrag gegeben hatte.
Den Architekten waren keine Grenzen gesetzt, und entsprechend nutzten sie die Gelegenheit. Zurückhaltend ist noch der Entwurf von H3, die ihr eher einfaches Bahnhofsgebäude mit einem Park samt einiger Hochhäuser garnieren. Etwas mehr Ambition zeigen dagegen Shop, die mit einer riesigen, dramatisch lichtdurchfluteten Halle an die große Zeit der Verkehrs-Kathedralen anknüpfen wollen. An einer Versinnbildlichung der heutigen Komplexität eines großen Verkehrsknotenpunkts arbeiten dagegen Diller & Scofidio & Renfro, auch wenn ihr vielfach geschichteter und gefalteter Block am Ende wirkt wie eine Kreuzung aus Krabbe und Schwamm.
Nichts gegen SOM allerdings, die eine Struktur vorschlagen, die möglicherweise auch die künftige Entwicklung der privaten Raumfahrt mit in das Verkehrskonzept integrieren könnte. Zwischen vier Hochhäusern aufgespannt, schwebt dort eine Plattform, in deren Mitte ein trichterförmiges Gebäude mit Büros steckt. Durch diesen Trichter, der vom Skygarden aus wie ein alptraumhafter Mahlstrom wirkt, fällt das Licht durch eine riesige Glaskuppel hindurch in den eigentlichen Bahnhof. Dort ist dann allerdings alles ganz normal. Ein paar Schnellzüge warten; lediglich eine Art begehbares Ufo von kaum 100 Meter Durchmesser sorgt noch für ein wenig Aufregung.
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