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28.01.2025

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Wohnen als VIP-Loge

Hybrides Stadion in Tampere von JKMM Architects


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An Wochentagen passiert in den meisten Fußballstadien so gut wie nichts. Kein Spiel, keine Fans, eine gen Null tendierende Ausnutzung der enormen Baumasse. Nicht so im neuen Tammela Stadion, das JKMM Architects (Helsinki) für den finnischen Verein FC Ilves Tampere realisiert haben. Hier ist es auch belebt, wenn der Ball mal nicht rollt, wird gearbeitet, konsumiert und gar gewohnt. Damit ergeben sich freilich ganz andere Herausforderungen – gestalterisch, baukonstruktiv, aber möglicherweise auch für manche Bewohner*innen.

Der Erstliga-Club Ilves Tampere bestritt seine Heimspiele schon vor dem 2024 fertiggestellten Neubau an gleicher Stelle mitten in der südfinnischen Großstadt. Jedoch wollte die Verwaltung nachverdichten und lobte 2014 einen Wettbewerb aus. Seither setzten JKMM ihr hybrides Konzept gemeinsam mit den finnischen Bauunternehmen Pohjola Rakennus Oy Suomi und YIT Suomi Oy um. Wo sich vorher eine genutzte Fläche von vielleicht zwei Fußballfeldern befand, sind es nun knapp acht. Eines davon ist das Spielfeld selbst, die restlichen rund 47.800 Quadratmeter verteilen sich innerhalb des Baukörpers.

Dem eigentlichen Stadion für 8.000 Zuschauer*innen (bei Konzerten bis zu 15.000) legten JKMM die übrigen Nutzungen an die langen Flanken. Von außen künden in diesem Bereich nur die Flutlicht- und Dachmasten vom fußballerischen Innenleben. Knapp über Straßenniveau offenbart es sich dafür durch große Glasfronten an den Stirnseiten, die gleichzeitig das Spielfeld vor Wind und das Viertel vor allzu viel Lärm schützen sollen. Das geschwungene Dach zieht hier beides – seitliche Wohnblöcke und mittiges Stadion – zu einer Figur zusammen und kommuniziert so die Kombination aus öffentlichem und privatem Ort. Dabei präsentiert es sich als das Gegenteil eines Fußballtempels, der Ufo-gleich im Stadtraum gelandet ist – wie etwa in Madrid.

Die jeweiligen Nutzergruppen sortieren die Architekt*innen an verschiedene Seiten. Fans gelangen unterhalb der Nord- und Südkurve ins Stadion. Eingänge für Spieler, Schiedsrichter*innen, Presse und VIPs liegen hingegen im Westen. Parkhaus und Ladenfläche im Untergeschoss erreicht man wiederum von Süden, während die kompletten Längsseiten ebenerdig von Gewerberäumen mit vorgelagerten Arkaden gesäumt sind.

Die Wohnungen über insgesamt circa 21.900 Quadratmeter verteilten JKMM auf mehrere in helle Ziegel gehüllte Volumen. Dazwischen liegen gemeinschaftliche Terrassen. Um eine statische Belastung der Wohnblöcke zu vermeiden und sie später auch unabhängig sanieren zu können, war die Zusammenarbeit mit den Tragwerksplaner*innen von der finnischen Tochter der Ramboll-Group (Espoo) zentral, schreibt das Büro. Wichtig seien etwa die gespreizten Stahlpfeiler an den Ecken des Stadions. Sie nehmen die Lasten der hängebrückenartigen Dachkonstruktion auf, die wiederum durch Stahlseile getragen wird. Die längsseitigen Tribünendächer hingegen werden von vertikalen Stahlpylonen gehalten.

Hauptsächlich orientieren sich die Wohnungen einseitig Richtung Stadt, während sie eine rückwärtige Flurerschließung vom Stadion abschottet. Zwei der Blöcke lassen JKMM allerdings über das Stadiondach hinausragen, mit Fenstern in Richtung Spielfeld! Wer die Heimstätte des kleinen Madrider Vereins Rayo Vallecano kennt, weiß nun Bescheid oder liest bei 11Freunde nach. Dort lugt ebenfalls ein benachbartes Wohngebäude über die Arena. Fans ohne Tickets klingeln an Wochenenden gerne mal Sturm bei den Bewohner*innen.

Fußballfanatiker*innen, die in Tampere eine der oberen Wohnungen beziehen, um sich die Dauerkarte zu sparen und die Spiele gemütlich vom Sofa zu schauen, müssen also mit ungebetenen Gästen rechnen. Oder gleich eine Hausflur-Party geben, denn auch dort gibt es Fenster mit Blick auf den Platz. (mh)

Fotos: Tuomas Uusheimo, Hannu Rytky


Zum Thema:

Wie JKMM Architects BIM für die Planung des Tammela Stadions verwendet haben, ist bei BauNetz Wissen nachzulesen.


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