Reporting from Chile: Zwei Wochen lang berichten sechzehn Architektur-Studenten der TU Dortmund (Professoren Ansgar und Benedikt Schulz) von ihrer Reise durch den Norden Chiles. Ihre Eindrücke verarbeiten die angehenden Architekten direkt und live im BauNetz. Franziska Wiegand begleitet diese Exkursion als Redakteurin.
Die geisterhaft in der Atacama-Wüste stehenden Zeugnisse des Salpeterabbaus ziehen jeden Besucher direkt in ihren Bann. Gefahr droht der Anlage durch die Aberkennung des Welterbe-Status, da in der Vergangenheit zu wenig in den Erhalt investiert wurde. Bis 2017 soll nun ein 4-Etappen-Plan zum Erhalt des Denkmals umgesetzt werden.
Die Mine Humberstone wurde im Zuge des aufkommenden Salpeterabbaus im Jahr 1872 - damals unter dem Namen La Palma - gegründet. Der Name Humberstone geht auf das Jahr 1934 zurück, als nach der ersten Salpeterkrise der Engländer James Thomas Humberstone das Werk übernahm und ein neues Gewinnungsverfahren mitbrachte, welches den Salpeterabbau industrialisierte.
Humberstone errichtete nicht nur Unterkünfte für Arbeiter, sondern erweiterte diese durch kulturelle Einrichtungen. Die Arbeiter sollten durch feste soziale Strukturen an das Werk gebunden werden. So wurde die Salpeterstadt unter anderem um eine Kirche, ein Theater und Sportanlagen bereichert. Die Baumaterialien wurden im Handelsaustausch vor allem aus Nordamerika importiert. Die meisten Bauwerke sind aus Holz konstruiert. Durch die Einflüsse der lokalen Arbeiter sowie der internationalen Ingenieure und Handelspartner entwickelte sich in der Siedlung ein einzigartiger Baustil, „estilo pampino“ genannt.
Als der Salpeterabbau in den 1960er Jahren versiegt, dient die Werksiedlung noch eine Weile dem Kupferabbau, bevor sie 1968 endgültig stillgelegt wird. Die Schließung zog zunächst einen raschen Verfall der Siedlung nach sich. Sie war Vandalismus und dem Diebstahl wiederverwertbarer Bauteile ausgesetzt. Daneben bedrohen Erdbeben und durch extreme Trockenheit bedingte Feuer die Holzkonstruktionen.
Zum Schutz der Anlage wurde das Gelände bereits umzäunt und die Anfahrtsstraße verlegt. Zusätzlich wurden Sicherheitswege für die Besucher eingerichtet. Begleitend dazu wurden einzelne Gebäude unter Einbeziehung ehemaliger Bewohner instandgesetzt.
Georgina Pastene, die sich als Wissenschaftlerin für den Schutz des Ensembles einsetzt und Besucher über das Gelände führt, ist zuversichtlich den Welterbe-Status ohne Einschränkung zurückzuerhalten.
Text: Marius Westermann und Leon Schwohnke
Fotos: Carsten Pesch, Thilo Rohländer, Kevin Gross-Bölting, Fabio Mata, Jan Wähning, Isabell Ruschmeier
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