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07.05.2020
Platz da für die neue Kirche
Hübotter + Stürken + Dimitrova gewinnen in Hannover
Viele Bauwerke der 1960er Jahre in Deutschland haben es derzeit schwer. So auch in Hannover: Im Stadtteil Stöcken soll die schlichte Corvinuskirche von Roderich Schröder einem Neubau weichen. Nach dem jahrelangen Denkmalstreit einigten sich das Land Niedersachsen und die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Ledeburg-Stöcken darauf, das gesamte Kirchenensemble durch ein Gemeindezentrum zu ersetzen. Der Kirchenvorstand hat inzwischen einen Abriss beantragt – ein Erhalt des Bestands aus fünfeckigem Zentralbau mit zeltartiger, gefalteter Dachform und freistehendem Glockenturm sei wirtschaftlich nicht zumutbar. Daraufhin lobte die Kirchengemeinde in Kooperation mit der Landeshauptstadt einen nichtoffenen Wettbewerb für den Neubau eines Gemeindezentrums mit einer Kita aus. Wie die Auslobung erklärt, soll der Neubau „deutlich als kirchlicher Gebäudekomplex“ erkennbar sein, wobei ein neuer, schlichter Glockenturm „die prägende Dominanz des erhabenen Turms der ehemaligen Corvinuskirche“ ersetzen soll.
Das Preisgericht unter dem Vorsitz von Zvonko Turkali (Turkali Architekten) fand am 13. März 2020 statt. Aus insgesamt zwölf eingereichten Projekten vergab die Jury drei Preise:
- 1. Preis: Hübotter + Stürken + Dimitrova Architektur & Stadtplanung, Hannover
- 2. Preis: sabo Architekten, Hannover
- 3. Preis: nga Nehse & Gerstein Architekten, Hannover
Der Entwurf des Büros Hübotter + Stürken + Dimitrova Architektur & Landschaftsplanung erhielt einstimmig den ersten Preis. Die Jury betonte, dass das Projekt die Aufgabe „sowohl architektonisch-räumlich als auch inhaltlich-geistig“ beantworte. Zudem seien die Außenbereiche klar definiert und verbänden den Eingangsplatz des neuen Kirchenzentrums mit dem Stadtteil, wodurch eine einladende Geste entstehe. Auch die Organisation der Kita wurde lobend erwähnt. Kritisch diskutiert wurde jedoch die Unterbringung der Amtszimmer und das Gemeindebüro im Erdgeschoss.
Der zweitplatzierte Entwurf von sabo Architekten wurde „hinsichtlich des Maßes der baulichen Nutzung in den Stadtraum“ positiv bewertet. Die Positionierung des Glockenturms löste jedoch wegen mangelnder Präsenz im Stadtraum Kontroversen aus. Die Grundrissorganisation der Kita und der Kirchensaal sowie die „robuste Materialität des Konzeptes“ wurde grundsätzlich positiv bewertet.
Am Projekt von Nehse & Gerstein Architekten überzeugte die Jury vor allem die städtebauliche Organisation des Geländes und der hohe Wiedererkennungswert. Die Erschließung des Gemeindesaals und die Gliederung der Kita sah das Preisgericht hingegen kritisch.
Noch in diesem Jahr soll der Abriss der Corvinuskirche erfolgen. Zahlreiche weitere Kirchen der Nachkriegszeit stehen momentan zum Verkauf – allein in der Region Hannover wurden in den vergangenen Jahren zwölf evangelische Kirchen entwidmet. Zwei davon sind bereits abgerissen. (mg)
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1. Preis: Hübotter + Stürken + Dimitrova Architektur & Stadtplanung
2. Preis: sabo Architekten
3. Preis: Nehse & Gerstein Architekten
Roderich Schröder, Corvinus Hannover Stöcken 1962
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