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23.01.2020

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Wie ein Werbeschild

Hotelhochhaus von OMA in Amsterdam


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Bis zur nächsten Inspiration ist es oft nicht weit. Aber selten ist sie so eindeutig zu benennen: Beim neuesten Hotelhochhaus von OMA in Amsterdam sind es, wie die Architekten unumwunden zugeben, vom Bau bis zur Inspiration ziemlich genau 150 Meter. Da steht, mitten auf dem Europaplein in Amsterdam-Zuid, ein recht markanter Werbepfeiler, der in den frühen 1960er Jahren zusammen mit dem Messe- und Kongresszentrum RAI (Architekt: Alexander Bodon) errichtet wurde. Dieser Pfeiler steht frei auf dem Platz und nahe an der dicht befahrenen Straße, so ist er gut sichtbar und gilt vielen als Wahrzeichen des Viertels und des Kongresszentrums. Besonders hoch ist er nicht, es ist vielmehr die dreieckige Form seiner Werbeschilder, die sich einprägt.

So haben OMA (verantwortliche Partner: Reinier de Graaf und Rem Koolhaas) aus der Faszination für diesen Pfeiler heraus auch dem 91 Meter hohen Hotelturm einen dreieckigen Grundriss verpasst. Das passt ganz gut, steht der Neubau doch auf einem dreieckigen Grundstück zwischen Bahndamm, Schnellstraße und zwei weiteren Straßen. Dass das Hotel aber auf einem dreieckigen Grundriss basiert, wäre wohl von außen kaum sichtbar, hätten die Architekten den Turm nicht auch noch dreigeteilt – acht, sechs und sieben Etagen hoch – und den mittleren Teil einmal kräftig aus der Achse gedreht. Das gibt dem ganzen Hochhaus Schwung, als würde es Bauchtanz üben, und macht die Verbindung zum Werbepfeiler auf dem Europaplein überdeutlich – ohne einfach nur dessen mehrfach vergrößerte Kopie zu sein.

Es ist bei OMA ja schon länger ein beliebtes Spiel, Hochhäuser so zu bauen, als ob Kinder Bauklötze stapeln und dabei gucken, wie weit sie gehen können, ohne dass der Turm kippt. Das war schon beim CCTV in Peking so, das haben sie mit dem Triple-Hochhaus „De Rotterdam“ 2013 fortgeführt und mit ihren Umplanungen einer Streichholzfabrik in Eindhoven winkt schon der nächste ähnliche Bau am Horizont.

Am Europaplein bildet OMAs Hotelturm aber nicht nur einen Solitär am Platz, sondern gleichzeitig den östlichen Abschluss eines ganzen Clusters neuer Bürohochhäuser, die in den letzten 20 Jahren als neues Geschäftsviertel im Rahmen der „Zuidas“-Planungen (Südachse) rings um den Bahnhof Amsterdam-Zuid und entlang der ausgebauten Bahnstrecke in die Höhe geschossen sind. Unter diesen doch recht schwerfälligen Hochhaus-Klötzen ist das Hotel von OMA nun das schwungvollste.

Ein zweites großes Thema der Hochhäuser von OMA ist die öffentliche Zugänglichkeit: In Amsterdam bezieht sich das einerseits auf den schmalen, runden Sockel, in dessen beiden Geschossen Foyer, Rezeption, Läden, Restaurant und Bar liegen. So weit, so Standard. In den obersten Geschossen aber gibt es vermietbare Lounges, Meeting- und Konferenzräume, die mit eigenem Aufzug erreichbar sind. Außerdem kommt hier auch noch das Aufnahmestudio einer täglichen Live-Sendung des niederländischen Fernsehens unter, sodass die weite Aussicht über die Stadt nicht nur Hotelgästen, sondern auch den Besuchern der Sendung oder den Nutzern der Veranstaltungsräume zugänglich wird – ebenso wie das Restaurant, dessen Terrasse das Dach des unteren Bauklotzes nutzt.

Am 10. Januar 2020 wurde im Rahmen eines „Soft Opening“ der erste Teil des Hotels eröffnet. Das Büro OMA bat uns übrigens, im Artikel deutlich zu benennen, dass sie mit der Innenausstattung des Hotels in keinster Weise in Verbindung zu bringen sind. (fh)

Fotos: Walter Herfst, Egbert de Boer, NH Hotel Group



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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

7

joscic | 24.01.2020 15:07 Uhr

@ indigo

Haha, und ich hatte schon Star-Invest-Design-Services gegoogelt.

6

indigo | 24.01.2020 12:40 Uhr

Elativ

Nein, vom Elativ, hatte ich zu lange nichts gehört. Danke! Das geht also grammatisch in Ordnung und meine Stilkritik war dann unangebracht - so wie so vermutlich.

@alte OMA: Ich fürchte, Sie haben die Ironie nicht verstanden. Das von mir genannte Büro existiert natürlich nicht. Warum hätte man aber den Tenor ändern müssen, wenn es existierte,.. was meinen Sie?

5

Alte OMA | 24.01.2020 10:58 Uhr

Entwurf

@indigo:

Die erste Aussage ist schlichtweg falsch. Wenn überhaupt hat das von Ihnen benannte Büro die Ausführungsplanung und Bauüberwachung begleitet.

Immer wieder gerne zitiert: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal....

4

Klugscheisser | 24.01.2020 10:22 Uhr

Elativ

@ indigo:

schonmal was vom Elativ gehört? in keinster Weise ist durchaus in Ordnung.

3

indigo | 24.01.2020 09:45 Uhr

Inspiration

Lieber Autor: Ihnen ist ein Fehler unterlaufen. Nicht das Büro OMA, sondern Star-Invest-Design-Services zeichnet für den Entwurf verantwortlich. Bitte ändern sie den wohlwollend humorvollen Tenor.

Ach und verzeihen Sie bitte: Das Wort "keiner" hat keine Steigerungsform. Schöne ist daher "in keiner Weise" anstatt "in keinster Weise", wenn die Bemerkung erlaubt ist.

2

auch ein | 23.01.2020 17:19 Uhr

architekt

@ joscic:

wenn das argument "wenn ich noch nicht mal Solarpaneele oder Dachbegrünungen sehe" ein zeichen für ein nachhaltigkeitskriterium sein soll ist es definitiv nix geworden ;-)

1

joscic | 23.01.2020 16:39 Uhr

Ist das noch zeitgemäß?

So interessant und schön die Form auch ist, aber bei Projekten wie diesem frage ich mich mittlerweile doch auch, wie die Klima-Bilanz aussieht, wenn ich noch nicht mal Solarpaneele oder Dachbegrünungen sehe. Unsere Star-Architekt*innen spielen anscheinend immer noch lieber im Sandkasten "Hochhäuser so zu bauen, als ob Kinder Bauklötze stapeln", statt Lösungen zu finden, wie Gebäude CO2 verbrauchen statt erzeugen können.

 
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Der neue Hotelturm von Süden, davor der Bahnhof Amsterdam RAI.

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Der Hotelturm mit der Inspirationsquelle, dem Werbeschild auf dem Europaplein. Rechts am Bildrand das Kongresszentrum.

Der Hotelturm mit der Inspirationsquelle, dem Werbeschild auf dem Europaplein. Rechts am Bildrand das Kongresszentrum.

Die sonst recht unauffällige Konstruktion gewinnt durch die Drehung des mittleren Blocks und durch den dreieckigen Grundriss.

Die sonst recht unauffällige Konstruktion gewinnt durch die Drehung des mittleren Blocks und durch den dreieckigen Grundriss.



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