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19.05.2021
Grid und grüner Hügel
Hotelerweiterung von Sou Fujimoto Architects in Maebashi
Maebashi am äußersten nordwestlichen Rand des Großraums Tokio war einst das Zentrum der japanischen Seidenindustrie. Als Folge von deren Niedergang hatte die Stadt in den letzten Jahrzehnten allerdings eine schwierige Zeit. Unter dem neuen Motto „Where Good Things Grow“ arbeitet die Stadtverwaltung inzwischen jedoch erfolgreich an einer Revitalisierung zwischen Foodie-Tourismus und agrikulturellen Start-ups. Dazu passt auch das neue Shiroiya Hotel im Stadtzentrum, das noch Kunst in den Mix miteinbringt. Das Projekt, das einen Radikalumbau und eine Erweiterung umfasst, wurde von Sou Fujimoto Architects (Tokio) gestaltet.
Das Grundstück spannt sich zwischen einer vielbefahrenen Durchgangsstraße und einer ruhigen Seitengasse auf und wird schon seit 300 Jahren als Beherbergungsstätte genutzt. Das letzte Hotel, ein unscheinbarer Klotz aus den 1970er Jahren, musste allerdings vor längerer Zeit schließen. Ein Geschäftsmann mit Wurzeln in Maebashi erwarb schließlich den Komplex mit dem Ziel, hier ein Etablissement zwischen Kunstgenuss und Kulinarik zu eröffnen. Das ursprüngliche Gebäude steht noch, allerdings kündet jetzt eine Fassadenarbeit des Konzeptkünstlers Lawrence Weiner von weitreichenden Veränderungen.
Sou Fujimoto und sein Team haben das alte Hotel nämlich teilweise bis auf seine Tragstruktur zurückgebaut und dadurch ein gebäudehohes Atrium mit markanter Gitterstruktur aus Beton geschaffen. Das Erdgeschoss konzipieren sie als „städtisches Wohnzimmer“, in dem sich verschiedene öffentliche Programme und Kunstinstallationen sowie Vorhänge, Pflanzen und Treppen durchdringen. Unter anderem gibt es ein Zwei-Sterne-Restaurant und ein einfacheres „Diner“. Die Hotelzimmer, teils von bekannten Künstlern und Designern wie Jasper Morrison, Leandro Erlich und Michele De Lucchi gestaltet, sind in den oberen Geschossen um den ausgehölten Tragwerkskern angeordnet. Der wurde hier zwar farblich zurückhaltend inszeniert, aber wer angesichts der zahllosen Träger, Treppen, Brücken und Lichtröhren an M. C. Escher denkt, liegt sicherlich nicht ganz falsch.
Entlang der rückwärtigen Gasse entstand schließlich die eigentliche Erweiterung von Fujimoto, die in maximalem Kontrast zum offenen Grid des Altbaus steht. Über mehrere Etagen erhebt sich hier ein grasbewachsener Hügel, aus dem kleine Pavillons und Türmchen ragen. Letztere beherbergen Sonderfunktionen, die über schmale Treppenpfade auch direkt vom Straßenniveau aus zugänglich sind, wie beispielsweise eine finnische Sauna. Ein besonders schöner räumlicher Effekt ergibt sich dabei vom Altbau kommend: Dank der leicht abschüssigen Topografie des Grundstücks führt die offene Passage auf halber Höhe mitten hinein in die malerische Hügellandschaft. (sb)
Fotos: Katsumasa Tanaka, Daici Ano, Tomoyuki Kusunose
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