Die Metropole Zhengzhou ist nicht nur ein bedeutender Produktionsstandort, sondern auch die Hauptstadt der chinesischen Provinz Henan, einer Gegend mit einer Jahrtausende alten Geschichte. Diese ist auch Ausgangspunkt des neuen Hotelhochhauses, das die Méridien-Kette gerade am Rande der Innenstadt eröffnet hat. Das Büro Neri&Hu aus Shanghai verfolgt mit seinem Entwurf nämlich das Konzept eines bewohnbaren Archivs, das alte und neue Artefakte mit Bezug zur Stadt versammelt.
Auch der Baukörper des mit 25 Stockwerken nicht eben kleinen Hotels soll ans Sammeln und Lagern erinnern, indem der Eindruck von gestapelten Kisten erweckt wird. Um die Fassade zusätzlich aufzulockern, wurde außerdem jede der „Kisten“ mit Glas in einer anderen Grünvariation ausgestattet.
Nähert sich der Besucher dem Hotel, verdichten sich auch die historischen Bezüge. Ein kleiner Wald aus Bronzepfählen trägt das Vordach und erinnert an das Schilf, das einst das Ufer vor den historisch bedeutsamen Longmen-Grotten bedeckte. Deren narbige Sandsteinwände waren zugleich auch die Inspiration für das zentrale Atrium des Hotels, das mit seinen gestreiften Steinwänden samt Nischen an einen Ausgrabungsort erinnern soll.
Auch alle weiteren öffentlichen Räume des fünfgeschossigen Sockels sind bis in die Details voll von Anspielungen und Bezügen: Kung-Fu-Motive beim Essen, Video-Kunst beim Warten und florale Motive als Bezug zu einer lokalen Wildrosensorte. Nicht mal beim Sport entkommt man dieser Verdichtung des Grundkonzepts, ist doch selbst die Laufbahn auf dem Dach des Sockels noch als Poetry Walk gestaltet.
Dass die Innenarchitektur trotz dieses etwas überbordenden Willens zur Kunst am Ende trotzdem einen gediegen-luxuriösen Eindruck macht, ohne die Gäste mit vulgärem Schwelgen in Marmor und Gold zu erschlagen, das ist der eigentliche Verdienst von Neri&Hu, denen so ein Meilenstein im zeitgenössischen chinesischen Hoteldesign gelungen sein könnte. (sb)
Fotos: Pedro Pegenaute
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a_C | 30.07.2014 13:05 UhrSchön aber...
Platzverschwendung ohne Ende:
Ein eindrucksvolles Gebäude von außen und auch innen oft - aber nicht immer - toll.
Jedoch frage ich mich bei der großzügigen Flächenverschwendung (Laibungstiefen, Wandstärken, Zimmeraufteilung, Flure, etc.), ob hier wirklich von einem Meilenstein im Hoteldesign gesprochen werden kann. Die meisten Bauherren dürften das nämlich zurecht nicht mitmachen wollen...