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07.11.2024

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Der Stein vom Stachus

Hotel in München von Nieto Sobejano Arquitectos


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Das Hotel Königshof am Münchner Karlsplatz – der vielmehr unter dem inoffiziellen Namen Stachus bekannt ist – gehörte über Jahrzehnte zu den ersten Adressen in München. Auch wenn es den in den 1950ern errichteten und in den 1970ern im Erscheinungsbild veränderten Nachkriegsbau seit 2019 nicht mehr gibt, haben die meisten Münchner*innen ihn noch nostalgisch vor Augen. Doch etwas Größeres sollte her. Nun steht an seiner Stelle ein Kubus mit strahlend frischer Natursteinfassade und markanter Fuge. Im Sommer 2024 hat das neue Hotel Koenigshof Munich eröffnet.

Der Name adressiert eine internationale Klientel für das Fünf-Sterne-Haus, das nun zur „Luxury Collection“ des Betreibers Marriott International gehört. Die Umsetzung von Nieto Sobejano Arquitectos folgt dabei dem über zehn Jahre alten Entwurf. 2014 erhielt das Büro mit Sitz in Madrid und Berlin im Nachgang eines geladenen Wettbewerbs mit drei Siegern den Zuschlag. Lediglich die Auftraggeber änderten sich. Den Neubau hatte zunächst die Hoteliersfamilie Geisel, langjährige Eigentümerin des Königshofs, initiiert. Vor drei Jahren, also noch während der Bauphase, übernahm die ebenfalls alteingesessene Münchner Unternehmerfamilie Inselkammer mit ihrer Holdinggesellschaft Inka Karlsplatz.

Es war keine leichte Aufgabe für das Planungsbüro, denn die städtebauliche Rolle ließ sich von Anfang an schwer erfüllen. Die Kritik setzte früh ein und war groß. In solch prominenter Lage sei weit mehr Zurückhaltung gefordert, so der Tenor. Das ikonische Pini-Haus im Hintergrund, das berühmte Karlstor gegenüber, das denkmalgeschützte ehemalige Kaufhaus der Familie Zechbauer nach Süden und der Justizpalast im Norden, all das verlangt zweifelsohne Demut.

Doch das viel größere Volumen allein den Architekt*innen zuzuschreiben, wäre falsch. Immerhin: Ganz so brüskierend wie in den Visualisierungen wirkt der Fassadenspalt nicht, die Materialwahl der Hülle fügt sich in den Kontext ein, und das „Einknicken“ in der Kubatur zum Stachus hin nimmt dem mächtigen Stein etwas an Wucht. Aber der gesprengte Maßstab fällt dann doch jedes Mal ins Auge.

Realisiert haben Nieto Sobejano ein Haus mit 57 Zimmern, 49 Suiten, Verkaufs- und Gastronomieflächen. Der Gestaltungsansatz legt Wert auf eine Öffnung zur Stadt, wie die Architekt*innen betonen. Die Merkmale „Frontalität und Axialität“ wollten sie der Lage und früheren Bebauung entsprechend fortführen. „Die Gebäudefuge ist die architektonische Auseinandersetzung zwischen Innenraum und Außenraum und verbindet das Gebäude mit dem Stadtraum,“ erklären sie.

Eine großflächige Verglasung innerhalb der Fuge schirmt das Geschehen am belebten und vielbefahrenen Stachus akustisch ab, nicht jedoch visuell. Jede Ebene gibt den Blick auf das Karlsplatz-Rondell und die Altstadt frei. Folglich sind zu diesem Kern hin auch alle öffentlichen Bereiche angeordnet, etwa der repräsentative Vorplatz auf Straßenniveau, weiter oben gut besuchte Terrassen, innen ein Atrium, die Lobby, diverse Aufenthaltsbereiche, Bar und Restaurant.

Man hat es nicht leicht in München, am Stachus schon gar nicht. Vor dem Hintergrund der Brache, die der insolvente Investor Signa in der weiteren Achse zwischen Stachus und Hauptbahnhof hinterließ, ist der neue Koenigshof immerhin vollbracht. Fraglich bleibt, an was man sich zuerst gewöhnen wird: an den Neubau oder an die Schreibweise. (sab)

Fotos: Roland Halbe


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

8

Pekingmensch | 07.11.2024 19:49 Uhr

Oben und unten

Mit dem mächtigen Volumen und der erheblichen Gebäudehöhe könnte ich leben, würde dann aber erwarten, dass das Gebäude auf einem ordentlichen Sockel steht und dass das Dach(geschoss) als oberer Abschluss deutlich ausformuliert wird. Hier ist aber das Erdgeschoss viel zu mickrig, um als Sockel wahrgenommen zu werden. Insgesamt stimmt irgendwas mit den Proportionen nicht, da hilft auch die - im Inneren recht attraktiv wirkende - Fuge nicht viel.

7

Toni Zek | 07.11.2024 19:23 Uhr

Glasfuge? Oh nein!

Der Vorgängerbau mag grobschlächtig und hässlich gewesen sein - aber letztlich, die städtebauliche Geste betreffend, richtiger als der Neubau: Eine breite, repräsentative Fassade, die in ihrer gesamten Breite ganz selbstverständlich den Platz davor bespielt und mit seiner Wand begrenzt hat. Und jetzt? Ein ziemlich vulgär wirkender Schmiss, der von oben bis unten durchs ganze Haus geht und den Baukörper in zwei Hälften spaltet, von denen jede einzelne schlecht proportioniert und mit wirklich miserabel komponierter Fassade ausgestattet ist. Grauenhaft, insgesamt. Noch nicht mal modisch. Einfach nur ungekonnt. Dabei hätte man hier wirklich was Schönes machen können. Richtig schade für den Platz.

6

Hirsch | 07.11.2024 17:53 Uhr

Unentschieden.

Das Gebäude hätte für meinen Geschmack noch extravaganter, extremer ausfallen dürfen, auch der Spalt.

Aus der Nahansicht wirkt der Spalt spektakulär. Aus der Ferne erscheint mir das Fenstermuster iVm der Würfelform zu dominierend und dafür zu langweilig. Aus der Nähe hingegen, wenn die Materialität sichtbar wird, wirken die Fenster dann wieder erheblich besser.

Alles in allem jedoch ein sehr interessantes Gebäude mit u-förmigem Grundriss.

5

Arcseyler | 07.11.2024 17:05 Uhr

.www

Mit seiner Flaechigkeit als Monoblock ist es das Löschblatt für die stark plastischen Gebäude drumherum. Eine gelungene Reduktion ins Grafische. Es geht immer ums Ganze.

4

Hör mir auf | 07.11.2024 16:58 Uhr

Brutal Banal


Dieses Haus ist so gähnend langweilig und gleichzeitig nach Aufmerksamkeit heischend störend.

Alles an diesem Projekt schon zigfach gesehen: Materialität, Spalt-Motiv und unnötiger Abriss von Bestand.

3

Hans-Jacob Heidenreich | 07.11.2024 16:42 Uhr

Schade,

um den alten Königshof

Der Neubau ist städtebaulich schwach und mutet eher an wie ein Bürogebäude um 2010, die Innenräume sind nicht überzeugend. Schade drum!

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2

a_C | 07.11.2024 16:28 Uhr

Viel besser als erwartet...

Das Gebäude ist tatsächlich viel besser geworden als ich es von den Plänen oder Renderings erwartet hätte. Und auch auf den Fotos sieht es in meinen Augen brachialer aus als es einem in echt erscheint. Das Ergebnis ist auf jeden Fall eine deutliche Aufwertung in Relation zum vorherigen Gebäude.

Die Fuge löst den wuchtigen Körper zum Stachus in zwei Einzelfassaden auf, die dadurch weniger aufdringlich und überdimensioniert wirken. Zu seinen anderen Seiten ist der "Klotz" aufgrund der Dimensionen der Nachbargebäude durchaus vertretbar.

Ich war anfangs sehr skeptisch gegenüber diesem Entwurf, muss aber zugeben, dass ich mit dem Ergebnis mehr als gut leben kann. Die Bauaufgabe in dieser Lage war eine enorme Herausforderung - die haben die Architekten sehr souverän und verantwortungsvoll gelöst.

1

... | 07.11.2024 16:19 Uhr

fragmente von würfelhusten

... so provinziell in seiner gesamterscheinung, dass es auch in buxtehude am bahnhofsvorplatz stehen könnte. oder halt in münchen.

 
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