Das Krankenhaus Hôpital Suisse liegt auf den Hügeln der Stadt Issy-les-Moulineaux, nur wenige Kilometer südwestlich von Paris und bietet einen weitschweifenden Panoramablick auf die französische Metropole. Diese Lage motivierte das Architekturbüro Atelier Martel (Paris), das für den jüngsten Erweiterungsbau verantwortlich zeichnet, auf dem Dach einen Belvedere-Garten mit Restaurant anzulegen – eine ungewöhnliche Geste für einen Krankenhausbau.
Das Bestandsgebäude stammt von den Architekten Jacques und Pierre Delaire und nahm 1970 den Betrieb auf. Es ist ein moderner Betonskelettbau, der in den letzten Jahrzehnten schon eine ganze Reihe von Ergänzungen erhielt. Das neue 2.600 Quadratmeter umfassende Projekt beinhaltet sowohl die Sanierung als auch die Erweiterung des bestehenden Krankenhauses, in dem sich unter anderem Fachbereiche für postoperative Rehabilitation und medizinische Versorgung befinden. Auf Wunsch der Architekten sollten neue und alte Elemente des Ensembles möglichst fließend ineinander übergehen. Hierzu lehnten sie die neue, helle Betonfassade in ihrer Materialität an den Altbau an. Um die aktuellen Bauvorschriften in Hinblick auf den Wärmeschutz einzuhalten, musste jedoch die tragende Betonstruktur nach außen verlegt und eine Innendämmung ergänzt werden.
Auch formal folgt der Erweiterungsbau der strukturellen Logik des Hauptgebäudes, vereinfacht dabei die Fassade, sodass das Ensemble räumlich und historisch eine Kontinuität aufweist, jedoch vorsichtige Kontraste setzt. Diese sind subtil gewählt – während die vertikalen Betonelemente des Bestandsgebäudes jeweils an Kopf- und Fußpunkten der Fensteröffnungen konisch zulaufen, formt die Betonstruktur des neuen Erweiterungsbaus jeweils trapezförmige Fensteröffnungen. So ist die Grenze zwischen Alt- und Neubau zwar nachvollziehbar, aber sie dominiert den Gesamteindruck nicht.
Im Innenraum wollten die Architekten die langfristige Nutzbarkeit der Räume gewährleisten und haben daher die Zirkulationsbewegungen im Gebäude genau untersucht, die Technikbereiche räumlich rationalisiert und dafür im Hauptgebäude zusätzliches Raumangebot geschaffen. Als Außenbereich ist dem Bestand ergänzend zum Dachgarten ein neuer, überdachter Platz hinzugefügt worden.
Neben dem modernistischen Altbau gab es noch einen weiteren Bezugspunkt für die Architekten: Ein aus dem Jahr 1952 stammender Entwurf von Jean Tschumi für das Hôpital Suisse, der jedoch nicht umgesetzt wurde. In dem Wettbewerbsbeitrag des Schweizer Architekten und Vaters von Bernhard Tschumi sahen die Architekt*innen den Geist „konstruktiver Rationalität“ verwirklicht. (kh)
Fotos: Yohan Zerdoun
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