Im Norden der Schweizer Stadt Zug verfolgt der Haushaltsgerätehersteller V-Zug AG bereits seit 2013 das Ziel, auf dem hauseigenen Industriegelände ein Stadtentwicklungsprojekt zu realisieren. Nach einem Wettbewerb 2014 soll auf dem Areal mit 166.000 Quadratmetern Fläche nicht nur der eigene Produktionsstandort ausgebaut werden, sondern auch eine Öffnung erfolgen für weitere Industrie- und Technologieunternehmen, für Gewerbe und Start-ups sowie für Wohnungsbau und öffentliche Nutzung. Den Raumgewinn ermöglicht unter anderem die Tatsache, dass sich Produktionsprozesse zunehmend in die Höhe verlagern und dadurch verdichten. Auch sollen oberirdische Parkflächen zusammengefasst und der Verkehr neu gedacht werden. Mehr Platz also für urbanes Leben, so die Idee.
Einen Studienauftrag aus dem Jahr 2014 für den Masterplan des zukünftigen TechClusters gewannen Hosoya Schaefer Architects mit Keoto AG (Nachhaltigkeit), Müller Illien Landschaftsarchitekten und IBV Hüsler (Verkehr), alle in Zürich ansässig. Stadt und Kanton befürworteten die Pläne und verabschiedeten 2018 den zugehörigen Bebauungsplan.
Das Büro Hosoya Schaefer Architects konnte nun einen ersten Baustein im Nordwesten des erweiterten Areals auf dem zugekauften Gelände eines Handwerkerfachmarkts realisieren. Das mit einer Nutzungsmischung aus Mobilitätsdrehscheibe, Parkhaus, Gewerbe und Gastronomie konzipierte Bauwerk versteht sich als Entree in das nun nach und nach wachsende Quartier. Der Mobility Hub Zug Nord, dessen Name und Akronym weit sichtbar am Erschließungsturm angebracht ist, soll den Verkehr vor dem Areal abfangen und einen Umstieg auf Fahrräder, Scooter, öffentlichen Nahverkehr oder auch zukünftigen autonom fahrenden Shuttleservices ermöglichen.
Durch die Nähe zum Zugersee und einen hohen Grundwasserspiegel ließen sich lediglich zwei Untergeschosse realisieren, die derzeit Parkplätze für Dauermieter bieten. Das Erdgeschoss ist komplett als Verkaufsfläche ausgebildet und beherbergt nun den Handwerkermarkt sowie ein Bistro. Oberhalb des gänzlich in Ortbeton ausgeführten Sockels schließen sechs Obergeschosse an, die als Stahlbaukonstruktion mit stützenfreien, schrägen und horizontalen Parkflächen realisiert sind.
Entlang der Geschosse greifen vorgegraute Holzlamellen in unterschiedlichen Breiten und Ausrichtungen die Tonalität des Sichtbetons und der Stahlelemente auf. Das Fassadenbild ergänzen markante Stützen im Erdgeschoss, geschwungene ZufahrtsVer und eine Außentreppe sowie eine S-förmige Fußgängerbrücke. Letztere überspannt die Zufahrtstraße und führt direkt ins erste Geschoss. Der Neubau im Auftrag des zu V-Zug gehörenden Entwicklers Urban Assets Zug kostete 30 Millionen Schweizer Franken. Die Transformation des gesamten Areals ist bis 2048 geplant. (sab)
Fotos: Valentin Jeck, Hosoya Schaefer Architects, Marcel Roos
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